Nachruf auf Loretta Lynn: Die Nashville Lady

Die Countrysängerin Loretta Lynn ist tot. Sie starb am Dienstag auf ihrer Ranch in Hurricane Mills in Tennessee. Sie sei „friedlich im Schlaf“ gestorben, teilte ihre Familie mit. Lynn, die 1932 in Kentucky zur Welt kam, gehörte zu den erfolgreichsten Künstlerinnen ihres Genres. Ihre Hits hießen „You Ain’t Woman Enough (To Take My Man)“, „Don’t Come Home A-Drinkin’ (With Lovin’ on Your Mind“ oder „Fist City“.

Ihr vielleicht bekanntester Song „Coal Miner’s Daughter“ ist eine Dreiminuten-Autobiografie, von Lynn mit schwelgerisch-schmelzender Stimme zu Banjo, Honkytonk-Klavier und Steel Pedal Gitarre gesungen.

Es handelt von einer Kindheit in armen, aber liebevollen Verhältnissen, von der harten Arbeit des Vaters, tagsüber auf dem Feld und nachts in einer Kohlenmine, von acht Geschwistern und der Bibellektüre im Funzellicht einer Petroleum-Lampe. Eín Kernsatz lautet: „We were poor but we had love.“

„Coal Miner’s Daughter“ (deutscher Titel: „Nashville Lady“) heißt auch der Film, den Regisseur Apted 1980 drehte. Er basiert auf Lynns Leben und ihrem sagenhaften Aufstieg. Sissy Spacek spielt Loretta Lynn, Tommy Lee Jones den County-Impresario Oliver Lynn, den sie mit 15 Jahren heiratet. Schon Lynns erste Single „I’m a Honky Tonk Girl“ verschafft ihr eine Einladung in die Grand Ole Opry, den legendären Country-Tempel in Nashville.

Zu ihren Fördern gehörte auch die Sängerin Patsy Cline, die in den Nachkriegsjahren zu den Country-Superstars zählte. Nachdem Cline 1963 bei einem Flugzeugabsturz starb, übernahm Lynn ihren Hit „I Fall to Pieces“ in ihr Repertoire. Damit ging auch der inoffizielle Titel der „First Lady of Country Music“ auf Lynn über.

Zwischen 1948 und 1964 brachte Loretta Lynn sechs Kinder zur Welt. Ein Star zu sein bedeutet Stress. Das unentwegte Touren, die ewigen Radio- und Fernsehauftritte und die ebenso unablässige Arbeit im Studio an neuen Songs kulminierten in einem Zusammenbruch auf offener Bühne. Nach einer einjährigen Auszeit auf ihrer Ranch kehrte die Sängerin triumphal zurück.

1971 begann Loretta Lynns erfolgreichere Zusammenarbeit mit dem Sänger Conway Twitty. Gemeinsam sangen sie Songs wie As „Soon As I Hang Up The Phone“, „The Letter“ oder „Back Street Affair“. Fünfmal schafften sie es auf die Nummer eins der Country&Western-Charts.

Loretta Lynn war eine konservative Feministin. Zum Unwillen mancher Radiosender sprach und sang sie offen über Sexualität, Untreue und Schwangerschaft.

1988 wurde sie in die Country Music Hall of Fame aufgenommen, 2013 verlieht ihr Präsident Barack Obama die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Einen Monat vor ihrem 89. Geburtstag brachte sie mit „Still Woman Enough“ ihr letztes Album heraus. (mit AFP)

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