Nach Antisemitismus-Vorfall: Hertha 06 bezieht Stellung – und will Makkabi-Projekt unterstützen

Nach antisemitischen Äußerungen zweier Spieler und des Vereinsvorsitzenden hat sich der Bezirksligist CFC Hertha 06 nun selbst zu Wort gemeldet. Er verurteile das Verhalten der Spieler, die bei einem Spiel im vergangenen November den Hitlergruß gezeigt und gegnerischen Fans von Makkabi gedroht hatten. „Es kann nicht sein, dass sich Juden in unserem Land bedroht fühlen. Wir bedauern sehr, dass ausgerechnet unsere Mitglieder hierfür einen Anlass gegeben haben“, hieß es von Seiten des Vereins. Der Berliner Fußballverband (BFV) hatte die Spieler für zwei Jahre gesperrt.

Erst kürzlich hatte der Vereinsvorsitzende Ergün Çakır in einer ARD-Dokumentation das Verhalten der Spieler, von denen einer sein Sohn ist, jedoch verteidigt. „Mein Sohn wird sein komplettes Leben die Juden hassen“, sagte er. Das wisse er zu einhundert Prozent. „Es gibt keinen, mit dem man sich hinsetzen und reden kann, sondern die sagen von vornherein: Wir sind Juden, wir haben das Recht, wir können alles machen, was wir wollen.“

Am Montag gab der BFV deshalb bekannt, dass er ein sportgerichtliches Verfahren gegen den Vereinsvorsitzenden einleite, denn: „Die von Ergün Çakır getroffenen Äußerungen sind aus Sicht des Berliner Fußball-Verbands völlig inakzeptabel und nicht mit den in der Satzung verankerten Werten vereinbar“, so BFV-Präsident Bernd Schultz. Für die Einreichung eines Maßnahmenkataloges, der nachhaltige Konzepte zur Bekämpfung von antisemitischen Strukturen sowie konkrete Umsetzungsschritte beinhalten sollte, hatte Çakır bis Dienstag Zeit.

Çakır tritt wohl nicht zurück

In einem offiziellen Statement bat der Verein am Dienstagabend nun „alle Menschen jüdischen Glaubens um Entschuldigung für die unbedachten und verletzenden Äußerungen“. Was er im Fernsehen gesagt habe, sei inakzeptabel und diskriminierend, so Çakır.  „Ich möchte den Schaden so weit es geht begrenzen und nun mit zahlreichen Maßnahmen und auch schonungsloser Arbeit an mir selbst, dafür sorgen, dass so etwas in unserem Verein nicht wieder vorkommt.“ Intern seien bereits Maßnahmen zur Aufarbeitung eingeleitet worden. Wie diese konkret aussehen sollen, wird nicht näher erläutert. Dass Çakır als Vorsitzender zurücktritt, scheint vorerst keine Option zu sein.

Çakır wolle lediglich das Präventionsprojekt von Makkabi „Zusammen1 – Für das, was uns verbindet“ finanziell unterstützen. Dies hatte Makkabi vor zwei Jahren ins Leben gerufen mit dem Ziel, den organisierten Sport nachhaltig für Antisemitismus zu sensibilisieren und mit Lösungsvorschlägen zu stärken, beispielsweise durch Schulungen und Bildungsangebot. Eine Umfrage ergab, dass 39 Prozent aller Sportler*innen bei Makkabi mindestens einmal von einem antisemitischen Vorfall im Sport betroffen waren.

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