„Liliom“ am Berliner Ensemble: Er meint es doch nicht so
An der Illusion, den Partner verändern zu können, sollen ja viele Beziehungen scheitern. In Ferenc Molnárs Vorstadtlegende „Liliom“ ist das nicht der Fall. Nicht, dass deren Protagonist – ein Karussellausrufer des örtlichen Jahrmarkts – sich etwa überraschend veränderungsfähig zeigte! Aber die eheähnliche Gemeinschaft, die er mit dem Dienstmädchen Julie eingeht, bleibt trotzdem bestehen – bis dass der Tod sie scheidet. Denn Julie erduldet die Grobheiten des Geliebten mit geradezu übermenschlicher Erhabenheit. Sie tun ihr nach eigenen Aussagen nicht weh und ohnehin gelten die verbalen und körperlichen Schläge, die Liliom austeilt – so die Behauptung des Textes aus dem Jahr 1909 – eigentlich gar nicht seiner zarten Freundin. Vielmehr ist es die eigene Ohnmächtigkeit und soziale Scham, die sich in den Übergriffen gewissermaßen fehlkanalisiert. Schwierige Angelegenheit!