Füchse Berlin treffen auf den FC Barcelona: Wenn das Herz etwas höher schlägt
Jaron Siewert drückte es so einfach wie zutreffend aus. „Wir stehen im Halbfinale. Das ist das Wichtigste“, sagte der Füchse-Trainer, der sich nur zu bewusst war, dass sich sein Team in den ersten Tagen des IHF Super Globes im saudi-arabischen Dammam nicht mit Ruhm bekleckert hatte. Und trotzdem standen am Donnerstagnachmittag ein 48:34 gegen San Fernando HB sowie ein 37:28 gegen Kuwait SC in der Gruppenphase zu Buche, die gleichbedeutend mit dem Weiterkommen waren.
Dass die Abwehr ab und zu nicht griff und die Offensive mit Ausnahme eines wieder einmal herausragenden Mathias Gidsel teils verhalten agierte, wurde da zur Nebensache – auch wenn es Siewert lieber gewesen wäre, wenn er seinem dänischen Shootingstar mehr Pausen hätte geben können. Da dieser sich aber mit seinen 13 Treffern pro Partie nahezu unverzichtbar machte, bleibt zu hoffen, dass sich Gidsel am spielfreien Freitag ausreichend regenerieren konnte.
Denn was die Füchse jetzt erwartet, ist eine ganz andere Klasse. Im Halbfinale am Samstag (15.30 Uhr/ handball-globe.tv) wartet mit dem spanischen Rekordmeister und elffachen Champions-League-Sieger FC Barcelona ein Klub, der seit Jahrzehnten den europäischen Handball mitbestimmt. Angefangen beim einst zum besten Torhüter gewählten David Barrufet, über die Welthandballer Mikkel Hansen, Nikola Karabatic und Filip Jicha hin zur spanischen Legende Viran Morros – sie alle gaben sich hier die Klinke in die Hand und sorgten dafür, dass der Verein von einer ganz besonderen Aura umgeben ist.
Und beim Blick auf die aktuelle Aufstellung schlägt das Handballherz nicht minder euphorisch. Mit Gonzalo Perez de Vargas haben die Spanier einen der besten Schlussmänner überhaupt im Team. Auf Außen trumpfen diverse Nationalspieler wie Hampus Wanne und Aleix Gómez auf und der Rückraum verfügt mit Spielern wie Jonathan Carlsbogard, Dika Mem und Timothey N’guessan über ein enorm hohes Maß an individueller Klasse. Selbst wenn der Klub durch seine finanziellen Probleme personell in diesem Jahr etwas abbauen musste: Der FC Barcelona steht noch immer für Handball der Extraklasse.
Lasse Andersson spielte früher für den FC Barcelona
Dass die Füchse mit Lasse Andersson einen Spieler in ihren Reihen haben, der vier Jahre lang das Trikot der Katalanen trug, kann da nur helfen. Der 29 Jahre alte Däne, der bei den Berlinern in diesem Jahr zu den absoluten Leistungsträgern gehört, ist momentan vielleicht in der Form seines Lebens. Und selbst, wenn seine Wurfausbeute noch immer ausbaufähig ist, wirft der Rückraumlinke selten weniger als sechs Tore pro Partie; dazu kommt eine bestechende Übersicht und ein überaus effektives Abwehrverhalten.
Nach seinen Rückenproblemen, die den Dänen gerade noch zur vorzeitigen Abreise von der Nationalmannschaft zwangen, konnte Andersson am Donnerstag wieder erste Minuten Einsatzzeit sammeln. „Es ist erfreulich, dass er grünes Licht geben konnte“, sagte Siewert. „Wir wollten jetzt aber nicht provozieren, dass die Schmerzen wieder schlimmer werden.“
Der Füchse-Trainer weiß nur zu gut, wie wichtig der Shooter für das Team ist – erst recht gegen Barcelona, das sich im Super Globe problemlos gegen Al Noor (43:19) und Al Ahly (37:26) durchsetzen konnte. „Das wird für mich ein besonderes Spiel“, sagte derweil Andersson, der erstmals gegen seinen Ex-Klub antritt. „Das wird hart, das wird zäh, aber das wird auch Spaß. Das sind die Spiele, die du spielen möchtest. Und wenn wir so auftreten, wie wir es zuletzt immer wieder getan haben, können wir das auch gewinnen.“
Im zweiten Halbfinale treffen ab 18.15 Uhr dann Champions-League-Sieger SC Magdeburg und der polnische Dauermeister KS Kielce aufeinander, wodurch der Titel erwartungsgemäß erneut zwischen den europäischen Teams ausgespielt wird. Das Finale wird am Sonntag ab 18.15 Uhr ausgetragen, bereits um 15.30 findet das Spiel um Platz drei statt.
Die Zielvorgabe für die Berliner hatte Trainer Jaron Siewert indes bereits vor dem Turnier ausgegeben: Ein Titel soll es sein – ganz einfach.