Hertha BSC feiert in Augsburg den ersten Saisonsieg
Die Stadt Augsburg ist ein bedeutender Industriestandort in Süddeutschland. Sollte sie allerdings irgendwann Ambitionen haben, ein Kurort zu werden und dem eigenen Namen ein Bad voranzustellen: Die Zustimmung von Hertha BSC dürfte den Augsburgern gewiss sein. Für die Berliner Fußballer besitzt dieser Standort therapeutische Wirkung wie vielleicht kein zweiter in der Bundesliga.
Schon in der vergangenen Saison hatte Hertha beim FC Augsburg im Kampf gegen den Abstieg einen wichtigen 1:0-Erfolg gefeiert. Am Sonntag gelang der Mannschaft von Trainer Sandro Schwarz in Augsburg der erste Pflichtspielsieg dieser Saison. „Der Dreier war natürlich sehr wichtig“, sagte Kapitän Marvin Plattenhardt. Mit 2:0 (0:0) entschieden die Gäste aus Berlin das Spiel für sich. Hertha ist nun bereits sechs Spiele ungeschlagen gegen den FCA, hat davon immerhin fünf gewonnen.
Schwarz hatte seine Mannschaft im Vergleich zur Niederlage gegen Borussia Dortmund auf zwei Positionen verändert. Filip Uremovic kehrte (für Marton Dardai) in die Viererkette zurück, Ivan Sunjic ersetzte im defensiven Mittelfeld Jean-Paul Boetius, weil Herthas Trainer gegen den FCA ein sehr kampfbetontes Spiel erwartet hatte.
Dafür wäre auch Agustin Rogel prädestiniert gewesen. Doch der Innenverteidiger, der erst unter der Woche aus Argentinien verpflichtet worden war, stand noch nicht im Kader. Der lange Flug steckte Rogel laut Schwarz „noch ein bisschen in den Kleidern“, deshalb habe man sich entschieden, „dass es für dieses Wochenende keinen Sinn macht“. Auch Kevin-Prince Boateng und Stevan Jovetic, beide angeschlagen, fehlten.
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Beide Mannschaften hatten an den ersten vier Spieltagen der Saison große bis sehr große Probleme im Angriffsspiel offenbart. Ein Offensivspektakel war daher nicht erwartet worden, und dieser Erwartung wurden beide Teams vollauf gerecht. Ein ästhetischer Hochgenuss war die Begegnung nicht.
Die ersten beiden Gelegenheiten für Hertha resultierten nicht von ungefähr aus Standardsituationen. Nach der ersten Ecke für die Berliner kam Mittelstürmer Wilfried Kanga im Zentrum recht unbehelligt zum Kopfball. Der Ball wurde jedoch noch kurz vor der Linie von einem Augsburger Verteidiger gestoppt. Nach einem Freistoß von Marvin Plattenhardt war es Innenverteidiger Marc Kempf, der den Ball übers Tor köpfte.
Auf der anderen Seite hatten die Gäste Glück, dass Schiedsrichter Harm Osmers ein Foul von Uremovic an Ermedin Demirovic nicht als Notbremse bewertete und dem Kroaten nur die Gelbe Karte zeigte. Kurz darauf sah Uremovic, der gerade erst eine Gelb-Rot-Sperre abgesessen hat, erneut nicht gut aus, als er Mergim Berisha laufen lassen musste. Die Neuverpflichtung der Augsburger traf anschließend aus recht spitzem Winkel nur den Pfosten.
Das Niveau des Spiels war insgesamt überschaubar
Herthas beste Gelegenheit aus dem Spiel heraus hatte zehn Minuten vor der Pause Chidera Ejuke, der den Augsburgern mit seinen Dribblings immer wieder Probleme bereitete. Der Nigerianer versuchte es mit einem Schlenzer von der linken Seite und verfehlte das Tor der Augsburger nur denkbar knapp.
Das Spiel hatte auch nach der Pause zunächst ein überschaubares Niveau, mit vielen Fehlern auf beiden Seiten und wenig Präzision. Das war zumindest in der 57. Minute einmal anders: Marvin Plattenhardt schlug aus dem linken Halbfeld eine perfekte Flanke ins Zentrum, und Dodi Lukebakio vollendete per Kopf zur 1:0-Führung für die Gäste. „Die Flanken trainieren wir“, sagte Plattenhardt. „Da muss ich nicht mal hinschauen. Ich weiß, dass die Stürmer da sind.“ Sandro Schwarz stand an der Seitenlinie und spendete Applaus.
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Gemessen an den Spielanteilen war das Resultat zu diesem Zeitpunkt keineswegs unverdient. Und in der Folge waren die Berliner dem zweiten Treffer näher als der FCA dem Ausgleich. Jonjoe Kenny verfehlte mit einem Schuss nur knapp das Tor, Kanga scheiterte aus kurzer Distanz an Torhüter Rafal Gikiewicz, und Lucas Tousart verpasste zehn Minuten vor dem Ende in aussichtsreicher Position per Kopf die mögliche Vorentscheidung.
So mussten die Gäste zwar noch einige Minuten überstehen, doch zum einen blieben die Augsburger weiterhin erschreckend harmlos, zum anderen gelang es den Berlinern, nicht in eine gefährliche Passivhaltung zu verfallen. In echte Gefahr geriet der erste Saisonsieg für Hertha BSC nicht mehr.
In der Nachspielzeit gelang dem eingewechselten Marco Richter, dem früheren Augsburger, nach einem Konter sogar noch das Tor zum 2:0. Im zweiten Einsatz nach seiner Tumoroperation musste er den Ball nach der Vorarbeit des ebenfalls eingewechselten Davie Selke mehr oder weniger nur noch über die Linie bringen. „Ein super Moment“, sagte Trainer Schwarz. „Ein glücklicher Moment für Marco und für uns alle.“ (Tsp)