Der Corona-Fall ihres Chauffeurs bereitet dem deutschen Team Sorge

Auch eine Blase scheint nicht vollkommen sicher. Diese Erfahrung musste nun die Nationalmannschaft der deutschen Volleyballer machen. Kurz vor ihrem Auftakt in der Nationenliga sorgte der Corona-Fall ihres Busfahrers für Aufregung. Bei dem vom Ausrichter des Turniers in Rimini gestellten Chauffeur wurde am Dienstag ein positiver Befund gemeldet.

Das Team von Bundestrainer Andrea Giani ist daraufhin isoliert worden und darf sich in seinem Hotel nicht mehr frei bewegen. Die Schnelltests bei der deutschen Delegation am Donnerstagmittag fielen alle negativ aus. Die Ergebnisse der zuverlässigeren PCR-Tests standen noch aus.

Deutschland bereitet sich seit Montag in Rimini auf das Turnier vor. Alle teilnehmenden Mannschaften leben dort in einer Blase und werden alle vier Tage auf das Coronavirus getestet. Die Teams sind auf mehrere Hotel-Komplexe verteilt, um Kontaktmöglichkeiten zu begrenzen. Die Nationalspieler pendeln nur zwischen Herberge und Halle, wohin sie mit einem eigenen Fahrer gebracht werden. Der Chauffeur war nur für das deutsche Team im Einsatz.

Die Nationalmannschaft, die zuletzt vor über anderthalb Jahren ihr letztes Länderspiel bestritt, will am Freitag (12 Uhr) gegen Australien ihren Auftakt in das für die Weltrangliste wichtige Turnier bestreiten. Der Zeitplan ist straff: Die besten 16 Teams der Welt spielen insgesamt sechs Wochen lang den Titel in der Nationenliga aus.

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Die Frauen und Männer erwarten mindestens 15 Spiele in fünf Wochen. Im Modus „jeder gegen jeden“ sollen bis Ende Juni die vier besten Teams ermittelt werden, die dann im Halbfinale gegeneinander antreten. Sowohl für die Männer als auch die Frauen geht es bei dem Turnier darum, wichtige Punkte für die Weltrangliste zu sammeln.

Aus Berliner Sicht treffen gleich zum Auftaktspiel der Deutschen zwei Neuzugänge der BR Volleys aufeinander – der australische Mitteblocker Nehemiah Mote und der deutsche Außenangreifer Ruben Schott. Auch der US-Amerikaner Benjamin Patch, der seit 2018 in Berlin aufschlägt, ist in Rimini dabei, ebenso wie sein Teamkollege Jeffrey Jendryk, dessen Verpflichtung bei den Volleys erst am Donnerstag bekannt wurde und der bereits 2019 mit den Berlinern den Meistertitel holte.

Nicht nur auf dem Spielfeld sind die Volleys vertreten. „Co-Trainer der australischen Mannschaft ist jemand, der das Projekt BR Volleys mit initiiert und geprägt hat, und ein sehr enger Freund ist“, berichtet Volleys Manager Kaweh Niroomand, „nämlich Paul Carroll. Wir haben also auf allen Ebenen dort Leute.“

Volleys-Neuzugang Santiago Danani, der normalerweise für die argentinische Nationalmannschaft aufschlägt, fehlt in Rimini.

Ganz besonders freut sich Niroomand, dass Denys Kaliberda, den die Volleys erst im Laufe der letzten Saison verpflichteten, als deutscher Libero bei der Nations League dabei ist. „Ich habe ihm gleich geschrieben und mit einem Augenzwinkern gesagt, dass ihm die Vorbereitungszeit bei uns anscheinend etwas gebracht hat“, erzählt er und lacht, „so einen Spieler braucht die deutsche Mannschaft.“

Einige Volleys fehlen allerdings in Rimini, so zum Beispiel der deutsche Mitteblocker Anton Brehme, der nicht nur mit Knieproblemen zu kämpfen hat, sondern außerdem mit dem Coronavirus infiziert war. Und auch der französische Außenangreifer Tim Carle habe sich in Absprache mit dem Mannschaftsarzt dafür entschieden, auf die Teilnahme zu verzichten und sich darauf zu konzentrieren, dass sein Knie in Ordnung kommt.

Ebenfalls fehlen wird Volleys-Neuzugang Santiago Danani, der normalerweise für die argentinische Nationalmannschaft aufschlägt, aber vor der Abreise nach Italien positiv auf das Coronavirus getestet wurde. „Mir geht es soweit gut“, sagt Danani, „ich hatte in den letzten Tagen leichtes Fieber und habe mich sehr müde gefühlt. Jetzt ist es schon wieder deutlich besser.“

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Dem Turnier blickt Niroomand mit gemischten Gefühlen entgegen: „Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ So ein großes Turnier tue der Popularität des Volleyballs gut und diene der Qualitätssteigerung der Spieler. „Davon werden wir profitieren.“

Gleichzeitig sei es für die Spieler eine „enorme Belastung“, fünf Wochen in der Blase zu leben, ganz besonders für US-amerikanische Spieler wie Ben Patch, die im Anschluss zu den Olympischen Spielen nach Tokio reisen werden. „Ich hoffe, dass die Nationaltrainer die Belastung ordentlich steuern, sodass nachher nicht die Vereine die Leidtragenden sind“, sagt Niroomand.

Bezüglich der Pandemie machte er sich keine Sorgen: „Ich denke, dass die Konzepte, die der Sport entwickelt hat, in der Regel gut greifen.“ Schwierig seien vor allem die Reisen und die Begegnungen außerhalb der Sportstätten. „Wenn man in der eigenen Blase bleibt, habe ich keine Bedenken, dass das gut laufen wird.“ Diese Aussagen traf der Manager, bevor sich der Chauffeur infizierte. (mit dpa)