„Herz und Hirn geöffnet“: So persönlich feierte Herbert Grönemeyer beim CSD Berlin die queere Bewegung
Gemeinsam im Regen stehen und singen – das verbindet. Und genau darum geht es Herbert Grönemeyer, als er über den Laufsteg vor dem Brandenburger Tor direkt ins begeisterte Publikum läuft.
Er lächelt, feuert die Menge an und singt als erstes Stück bei seinem Kurzauftritt zum CSD-Finale „Angstfrei“. Der Text passt gut zum Anlass, handelt er doch davon, mutig voranzugehen, das Leben zu feiern und in der Unruhe Kraft zu finden.
Und er passt auch gut zu der Rede, die Grönemeyer kurz zuvor gehalten hat. Zunächst bedankt er sich, dass er als „alter Hetero-Boomer“ vom CSD eingeladen worden ist. Dann blickt der 68-Jährige kurz in seine Jugend, die von der Rebellion gegen die Spießigkeit der Eltern geprägt gewesen sei. „Ich trug, seit ich 14 war, Halsketten und Ringe, lange rote Haare. Meine Mutter fand das weibisch“, sagt der Musiker.
Durch die Schwulenbewegung sei die Welt plötzlich bunt gewesen, sagt Grönemeyer. „Die Bewegung hat uns Hirn und Herz geöffnet.“ Das sei eine Befreiung gewesen. Dass diese Errungenschaften nun verteidigt werden müssen, klingt an, als der Sänger davon spricht, dass diktatorische und faschistische Kräfte weltweit erstarken.
„Die Zukunft ist und bleibt bunt“
Grönemeyer will die Demokratie gegen diese Kräfte verteidigen. Er fordert eine Änderung des Artikels 3 des Grundgesetzes, in den der Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität aufgenommen werden solle – „und das sofort, klar und zackig“. Dafür gibt es viel Applaus.
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Zum Ende seiner Rede sagt Grönemeyer: „Schauen wir jeden Tag über den Tellerrand, uns gegenseitig in die Augen, bleiben wir im Diskurs!“ Und dann: „Die Zukunft ist und bleibt bunt – und jetzt sing’ ich noch was.“
Nach „Angstfrei“ stimmt er seinen großen Hit „Mensch“ an, der von den Fans vor der Bühne sofort mitgesungen wird. Die Stimmung ist hervorragend, der Regen scheint vergessen und manchmal fliegen kleine Seifenblasen durch die Luft.
Die Musik kommt vom Band, Grönemeyer hat aber den Sänger Markus Zimmermann dabei, der bei der Klavierballade „Für dich da“ die erste Strophe übernimmt. Der Song stammt vom „Bochum“-Album, dessen 40. Geburtstag Grönemeyer im Juni mit zwei Konzerten in der Berliner Waldbühne gefeiert hat.
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Auch am Brandenburger Tor setzt er damit einen gefühlvollen Akzent, um dann mit „Zeit, dass sich was dreht“ die Partystimmung zurückzubringen. Auch hier kennen die Menschen den gesamten Text. Grönemeyer dirigiert die „Oh-eh-oh-eh-oh-eh“-Chöre und tanzt ein wenig über den Laufsteg.
Lächelnde Gesichter unter Regenschirmen und Plastikponchos, viele filmende Handys – es ich ein strahlender Glücksmoment am Ende eines langen CSD-Tags. Eine Zugabe gibt es trotz lauter Sprechchöre nicht, doch niemand ist grimmig. Der alte Hetero-Boomer hat seine Sache super gemacht.