Hertha BSC und die ewige Hoffnung auf eine magische Pokalsaison
Bei Hertha BSC wird an diesem Samstag gefeiert. Den ganzen Tag über. Von 11 Uhr, Eröffnung durch Präsident Kay Bernstein, bis 22 Uhr findet auf dem Olympiagelände das Fanfest zum 130. Vereinsgeburtstag statt. „So etwas haben wir lange vermisst“, sagt Sportgeschäftsführer Fredi Bobic mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie: „Schön, dass es Fans und Verein zusammen gelungen ist, die Veranstaltung zu gestalten. Wir werden einen schönen Tag haben.“
Wie bei Jubiläen nicht unüblich, ist auch eine Rückschau in die Vergangenheit geplant. Zum Beispiel mit Axel Kruse, Ante Covic und Michel Dinzey auf den Aufstieg im Jahr 1997. Ebenfalls anwesend sein werden Torwartlegende Gabor Kiraly und Erich Beer, einer der wichtigsten Protagonisten der großen Zeit des Klubs in den 70er Jahren.
Ab 13 Uhr trainiert zudem die Profimannschaft öffentlich – allerdings wegen der Pandemielage ohne eine anschließende Autogrammstunde – im Amateurstadion. Womit es um Gegenwart und Zukunft geht. Es ist das letzte Training vor dem ersten Pflichtspiel unter Trainer Sandro Schwarz. Am Sonntag tritt Hertha in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig an (18.01 Uhr, live bei Sky. Im Rahmen einer Aktion des Deutschen Fußball-Bundes zum Umwelt- und Klimaschutz beginnen alle Erstrundenspiele eine Minute später als üblich). Diese Partie soll den Auftakt in freundlichere Zeiten für den Fußball-Bundesligisten bilden.
Aufsteiger Braunschweig hat zwei Pflichtspiele hinter sich, der Start darf getrost als misslungen bezeichnet werden. Trotz einer sehr ansprechenden Leistung hieß es im ersten Spiel 0:2 gegen den Hamburger SV. Danach folgte ein 0:3 beim 1. FC Heidenheim. „Wir lassen uns nicht von den Ergebnissen verleiten“, sagt Schwarz. Vor allem gegen den HSV habe die Eintracht sehr stark gekontert: „Das wird auch auf uns zukommen.“
Zweifellos ist ein Zweitligist mit das schwerste Los in dieser Runde, in der auch zahlreiche Viert- und Fünftligisten vertreten sind. Ungeachtet dessen betont Schwarz: „Wir wollen unserer Favoritenrolle gerecht werden. Es ist unser Anspruch, erfolgreich zu starten.“ Nicht nur das: „Natürlich ist es auch unser Anspruch, ins Finale zu kommen.“
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Wie es geht, hat Schwarz erst kürzlich in anderer Funktion bewiesen. Mit seinem vorherigen Verein Dynamo Moskau stand er Ende Mai im Endspiel in Russland und verlor 1:2 gegen Lokalrivale Spartak.
Das Pokalfinale im Olympiastadion, Herthas Amateure erreichten es 1993 sensationell. Bei den Profis ist es die unerfüllte Sehnsucht seit Jahrzehnten. „Diesen Traum sollten wir alle verfolgen“, sagt Bobic. Er hat gute Erinnerungen: Pokalsieg als Spieler mit dem VfB Stuttgart 1997, Pokalsieg als Sportvorstand mit Eintracht Frankfurt 2018. „Es ist ein Wettbewerb, den ich eigentlich liebe“, sagt Bobic: „Je weiter man kommt, desto mehr zieht dich Magie an Richtung Endspiel.“ Der schwierigste Schritt sei der erste.
Vier Niederlagen für Hertha BSC im Pokal gegen Braunschweig
Der war für Hertha nicht selten der letzte. Und gerade Pokalspiele gegen Braunschweig waren für die Berliner meist eher freudlose Angelegenheiten. Es gibt vier Vereine, gegen die die Berliner in ihrer Pokalgeschichte vier Mal und damit so oft wie gegen keine anderen verloren haben: Borussia Dortmund, Schalke 04, VfB Stuttgart – und Eintracht Braunschweig.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen:leute.tagesspiegel.de]
1965 ging es mit einem Debakel im Olympiastadion los: „Hertha beim 1:5 ausgelacht und ausgepfiffen“, schrieb diese Zeitung. 1974 hieß es mit Erich Beer am Ende eines dramatischen Spiels 1:4 nach Verlängerung.
2004 kam das Aus mit 2:3 beim damaligen Drittligisten. Bobic wurde bei Hertha in der zweiten Halbzeit eingewechselt, die Entscheidung fiel durch ein Eigentor von Alexander Madlung. „Heute kann man drüber lachen, damals war es nicht lustig“, erinnert sich Bobic. 2020 stand nach einem wilden Spiel ein 4:5. Immerhin einen Sieg gab es zwischendurch: 2:1 im Jahr 2018.
Am Sonntag folgt der nächste Versuch im Pokal. Da beginnt also der Ernst der Saison für Hertha. Vorher steigt aber das Fanfest. Kurz vor Schluss ist am Samstagabend ein Programmpunkt vorgesehen, der viele Fans erfreuen wird: Um 21.50 Uhr, Frank Zander mit „Nur nach Hause“.