Handlungsbedarf bei deutschen Fußballerinnen: Die Hausaufgaben bleiben trotz aller Euphorie
Olympia ist das größte Turnier, das man als Sportlerin haben kann. So lauteten die Worte von Alexandra Popp vor dem entscheidenden Spiel gegen die Niederlande um Platz drei der Nations League und das letzte Ticket für Paris. Der Stellenwert sei noch höher als der von Europa- und Weltmeisterschaften, das machte Popp unmissverständlich klar.
Umso größer war die Erleichterung bei der deutschen Kapitänin nach dem 2:0 (0:0)-Sieg am Mittwoch, der der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Qualifikation sicherte und es der Wolfsburgerin ermöglicht, zum zweiten Mal in ihrer Karriere bei Olympia dabei zu sein.
In Heerenveen hat sich mal wieder gezeigt, dass Popp und ihre Teamkolleginnen meist am besten funktionieren, wenn sie unter maximalem Druck stehen. Das war im Gruppenspiel der Nations League gegen Dänemark so und auch am Mittwoch gegen die Niederländerinnen.
Letztlich war die mentale Stärke des Teams von Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch der entscheidende Aspekt. In der Spielanlage und Teamtaktik bewegten sich beide Teams auf einem ähnlichen Niveau und das war nicht unbedingt sehr hoch, darüber konnte auch der Sieg Deutschlands nicht hinwegtäuschen.
Bis auf den Führungstreffer resultierten die Chancen und das zweite Tor vorwiegend aus Einzelaktionen oder Standards. Die deutschen Fußballerinnen sind weiterhin spielerisch zu limitiert und im Vergleich mit Top-Nationen wie Spanien oder England hinten dran.
Nun darf die Erfüllung des Traums von Olympia natürlich ausgiebig gefeiert werden; spätestens im April besteht rund um das Nationalteam und den Deutschen Fußball-Verband aber Handlungsbedarf.
Zwar bedeutet das Erreichen des Final Fours in der Nations League für DFB-Präsident Bernd Neuendorf die Zugehörigkeit zu Europas Spitzenteams, wie er im Vorfeld des Spiels sagte. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Deutschland die schwächste Nations-League-Gruppe nur gerade so überstand und selbst gegen die Niederlande fußballerisch nicht überzeugte.
Es ist Zeit, die neue Realität anzunehmen. Denn die Qualifikation zur EM 2025 startet am 3. April. Hrubesch wird bis nach Olympia im Amt bleiben und demnach die kommenden Spiele betreuen. Er selbst stellte aber schon fest, dass es zur Weiterentwicklung der Nationalmannschaft jemand anderen braucht. Womöglich nicht als Ersatz, sondern zunächst als Verstärkung. Erst nach Olympia an einer neuen Lösung zu arbeiten, wäre zu spät.