Für Europa reicht es

Was ist in den vergangenen Wochen nicht alles geschimpft worden über die deutsche Leichtathletik. Mit 80 Sportlerinnen und Sportlern war der Verband in die USA nach Eugene gereist, herausgekommen sind zwei mickrige Medaillen.

Das ist wenig, gemessen am personellen wie finanziellen Aufwand, ein Witz. Und jetzt, bei den Europameisterschaften in München? Regnet es Medaillen, sogar goldene. Richard Ringer im Marathon, Niklas Kaul im Zehnkampf und sogar Gina Lückenkemper über 100 Meter.

War die ganze Aufregung umsonst, das gezeichnete Bild von der deutschen Leichtathletik zu düster?

Ein wenig schon. Das Negativergebnis bei den Weltmeisterschaften vor wenigen Wochen in Eugene war absehbar. Der Saisonhöhepunkt der meisten deutschen Athletinnen und Athleten war klar München. Bei der Heim-EM sind die Erfolgsaussichten und das Medieninteresse nun einmal größer.

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Dennoch sollte in der Euphorie der ersten EM-Wettkampftage die aufgekommene Kritik nicht vergessen werden. So gibt es hierzulande viel zu wenig qualifizierte Trainerinnen und Trainer, um in der Weltspitze mitzuhalten. Denn dafür reicht es im Moment nicht. Ein Beispiel: Mit ihren 10,99 Sekunden am Dienstag wäre Lückenkemper beim Finallauf von Eugene Vorletzte geworden.

Eine vom Deutschen Olympischen Sportbund erhoffte Trendumkehr wäre nur durch entsprechendes Personal zu schaffen. Das wiederum würde letztlich auch den Steuerzahler Geld kosten.

Die Frage ist nun, ob der Gesellschaft hierzulande überhaupt daran gelegen ist, dass deutsche Athletinnen und Athleten künftig wieder weltspitze sind in olympischen Sportarten wie der Leichtathletik. Oder ob es ihnen nicht reicht, sich gelegentlich bei Kontinentalwettbewerben über die deutschen Erfolge zu freuen.