Festival International de la Bande Dessinée: Angoulême feiert Manga-Stars und Zeichner aus Berlin
Für vier Tag lang liegt der Mittelpunkt der Comic-Welt in Westfrankreich, und das zum inzwischen 50. Mal. An diesem Donnerstag eröffnet in der Stadt Angoulême das Festival International de la Bande Dessinée, das größte Comicfestival Europas. Zehntausende Besucherinnen und Besucher werden erwartet, um internationale Szene-Stars live zu erleben, Ausstellungen zu besuchen und Neuerscheinungen zu entdecken.
Ein großer Schwerpunkt liegt auf einem Bereich, der auch in Deutschland in den vergangenen Jahren einen anhaltenden Boom erlebt: Manga. Comicschaffenden aus Japan sind in Angoulême in diesem Jahr gleich mehrere Ausstellungen gewidmet. So gibt es Werkschauen mit zahlreichen Originalen von Hajime Isayama („Attack on Titan“), Ryoichi Ikegami („Crying Freeman“) und Horror-Mangazeichner Junji Itō zu sehen.
Geht der Grand Prix an Alison Bechdel, Riad Sattouf oder Catherine Meurisse?
Daneben stehen auch Szene-Stars aus anderen Ländern im Fokus. Für den Großen Preis des Festivals ist eine der drei Nominierten die US-Zeichnerin Alison Bechdel, die als Pionierin der queeren Comics gilt, aber mit Graphic Novels wie der autobiografischen Erzählung „Fun Home“ weit über die Szene hinaus Anerkennung gefunden hat.
Ebenfalls für den „Grand Prix“ nominiert sind in diesem Jahr der Franzose Riad Sattouf, dessen autobiografische Reihe „Der Araber von morgen“ auch in Deutschland sehr positiv aufgenommen wurde, sowie die frühere „Charlie-Hebdo“-Zeichnerin Catherine Meurisse, die kürzlich in Erlangen mit einer großen Ausstellung geehrt worden war.
Auch deutsche Comicschaffende bekommen in diesem Jahr einen großen Auftritt. So sind mit Jens Harder und Aisha Franz gleich zwei Berliner Zeichner:innen mit ihren Büchern auf der Shortlist für die beim Festival vergebenen Auszeichnungen für die besten Comics des Jahres.
Harder wurde für die Fortsetzung seiner gezeichneten Menschheitsgeschichte „Beta… civilisations“ nominiert, Franz für ihr Buch „Work-Life-Balance“, das einen humorvoll-kritischen Blick auf die moderne Arbeitswelt wirft.
Im Vorfeld war das Festival überschattet worden durch eine Kontroverse um das Werk des populären französischen Zeichners Bastien Vivès, dem in einer tausendfach unterzeichneten Petition vorgeworfen wurde, in seinen Arbeiten und in Social-Media-Äußerungen Pädophilie zu verharmlosen. Ihm sollte eigentlich eine Ausstellung gewidmet werden, die wurde aber im Zuge der Kontroverse abgesagt.
Anfang Januar wurde gegen Vivès und zwei Verlage, die einige seiner Werke veröffentlicht haben, ein Untersuchungsverfahren wegen der Verbreitung kinderpornografischer Bilder eingeleitet, wie die Staatsanwaltschaft von Nanterre kürzlich mitteilte.
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