„Fakt ist, dass wir uns steigern müssen“
Paul Drux, 26, spielt schon seit neun Jahren für die Bundesliga-Mannschaft der Füchse Berlin. An diesem Dienstag (18.45 Uhr) startet der Rückraumspieler mit seinem Team in Polen gegen Azoty Pulawy in die European League. Hier spricht er über die ersten Spiele der Saison, Ziele im Europapokal und seine persönlichen Problemstellen.
Herr Drux, der Handball versucht stetig, sein Marketing zu verbessern, um mehr Menschen für den Sport zu begeistern. Der europäische Verband hat nun beispielsweise eine neue App auf den Markt gebracht. Wie wichtig sind derartige Aktionen für den Handball?
Ich muss gestehen, dass ich selbst kein großer Fan von Instagram und diesen Kanälen bin. Aber es ist natürlich schon ein Vorteil, wenn man eine Anwendung hat, die die ganzen Wettbewerbe zusammenfasst und dabei Männer und Frauen gleichermaßen Beachtung schenkt. Das kann dem Handball nur helfen.
Hilfreich sind natürlich ebenso sportliche Erfolge. Mit drei Siegen sind die Füchse auf nationaler Ebene gut in die Spielzeit gestartet. Wie zufrieden sind Sie bisher mit dem Auftritt Ihrer Mannschaft?
Die Ergebnisse sind natürlich sehr zufriedenstellend. Man muss allerdings zugeben, dass wir in den ersten beiden Spielen teils zu viele Fehler gemacht haben. Das hat zum einem mit dem Saisonstart zu tun, wo alles noch nicht so eingespielt ist. Zum anderen ist die Situation, vor Zuschauern zu spielen, für uns wieder eine Frage der Gewöhnung.
Da waren alle etwas angespannter. Fakt ist aber auch, dass wir uns steigern müssen. Doch ich weiß, dass wir es besser können und das haben wir ja in Melsungen auch schon gezeigt.
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Ein Plus der Füchse in diesem Jahr ist, dass es personell kaum Veränderungen gab.
Auf jeden Fall. Außer Viran Morros ist nicht wirklich jemand dazu gekommen. Er ist ein überragender Mensch und wird uns sicher, wenn er fit ist, viel weiterhelfen. Ansonsten gibt es noch Nils Lichtlein und Matthes Langhoff, die aus der Jugend ins Team kamen. Die sind super. Sie haben zwar Respekt, gehen jedoch relativ furchtlos in die Situationen. Sie hören gut zu und versuchen dabei gleichzeitig ihr eigenes Spiel mitzubringen. Beide machen das richtig gut.
Ansonsten finde ich, dass man bereits merkt, dass wir als Mannschaft an die Erfolge der letzten Saison anknüpfen. Besonders was das Kämpferische angeht.
Also sind Sie und Ihre Mannschaft bereit für das erste Spiel in der European League an diesem Dienstag in Polen?
Ich denke, dass wir für die kommenden Aufgaben gewappnet sind. Unser erster Gegner, KS Azoty Pulawy, war im vergangenen Jahr Dritter in der polnischen Liga, ist aber sonst vielleicht nicht so bekannt. Aber so wie die European League neu formiert wurde, mit der Qualität, die da jetzt aufwartet, dürfen wir keinen Verein auf die leichte Schulter nehmen.
Welche Ziele verfolgen die Füchse im internationalen Wettbewerb?
Wir standen das letzte Jahr im Finale der European League und da wollen wir wieder hin. Wir haben das Zeug dazu. Natürlich wissen wir, wie schwer das wird. Manche der teilnehmenden Mannschaften haben vor kurzem noch in der Champions League gespielt, da ist die European League in der Breite qualitativ hochwertiger geworden. Keiner kommt im Vorbeigehen mal so ins Final Four. Doch unser Ziel bleibt das gleiche.
Die Ansetzungen sind zurzeit eng getaktet, die Regenerationsphase war durch die lange Vorsaison und Olympia ohnehin ungewöhnlich kurz. Ist das körperlich überhaupt leistbar?
Naja, wir haben nicht wirklich eine Wahl. Zumal wir ja glücklich darüber sind, international spielen zu dürfen. Heftig ist dabei vornehmlich die Reiserei, besonders gerade, weil wir vier Auswärtsspiele kurz hintereinander haben. Aber wir müssen nicht darüber diskutieren, ob das empfehlenswert ist. Das ist es sicher nicht. Ich finde allerdings unser Trainer verteilt die Last gut, sodass wir das gemeinsam schultern können.
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Wie steht es denn um Ihr Befinden?
Ich habe meine Problemstellen. Gefühlt geht die Achse einmal quer den Körper herunter. Nach den Verletzungen in Schulter, Knie und Fuß habe ich so meine Übungen, mit denen ich das bestmöglich kompensiere. Ich versuche mich immer wieder so fit zu machen, dass ich spielen kann. Optimal ist das aber nicht.
Was die Verletzungen der kompletten Mannschaft angeht, gab es in der vergangenen Saison kaum mehr welche. Was macht Trainer Jaron Siewert anders?
Er hört viel auf die Spieler und lässt mit sich reden, was die Trainingssteuerung angeht. Er ist keiner, der einen durchpeitscht. Jaron riskiert keine unnötigen Verletzungen und arbeitet dahingehend gut mit unseren Krafttrainern zusammen. Im Ganzen hat er die Belastungssteuerung gut hinbekommen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil wir als Spieler, selbst wenn wir angeschlagen sind, natürlich spielen und dem Team helfen wollen. Da muss man dann proaktiv herausgenommen werden.
Darauf achtet Jaron und gibt jedem genug Zeit – manchmal sogar mehr als es die Ärzte empfehlen. Gerade zum Schluss der letzten Saison hat sich das ausgezahlt und wir haben viele Siege eingefahren.
Die Verteilung der Spielzeit führt allerdings auch dazu, dass Sie des Öfteren nicht in der Anfangsformation stehen.
Das ist eine Entscheidung des Trainers, wenngleich natürlich jeder gerne anfangen will. Das trifft auch auf mich zu. Wichtig ist allerdings, dass man seine Leistung bringt, wenn man auf dem Feld steht, dass man neue Impulse gibt. Wenn wir dann gewinnen, ist mir der Rest egal.