Erste Niederlage bei Heim-EM: Die deutschen Basketballer finden keine Antwort auf Luka Doncic

Die vergangenen Tage hatten fast etwas von Majestätsbeleidigung. Der slowenische NBA-Superstar Luka Doncic musste sich nach der überraschenden Niederlage des Titelverteidigers gegen Bosnien ungewohnte Kritik anhören. Er nehme das Turnier vielleicht nicht ernst genug, hieß es hier und da. Seine Dreierquote war mit 18 Prozent tatsächlich unterirdisch für einen Spieler seiner Ausnahmequalität.

Vor neun Tagen hatten die Slowenen in der WM-Qualifikation gegen Deutschland sehr schlecht ausgesehen und in Kombination mit den starken Leistungen des DBB-Teams im bisherigen Turnierverlauf gab es durchaus berechtigte Hoffnungen auf den vierten Sieg in Folge bei den Gastgebern.

Doch ganz so schnell sollte man einen Luka Doncic nicht abschreiben. Mit 36 Punkten, 10 Rebounds und 4 Assists war der 23 Jahre alte Spielmacher der Hauptgrund für die erste deutsche Niederlage bei dieser Europameisterschaft. Vor erneut toller Kulisse in Köln siegte Slowenien 88:80 (21:14, 23:22, 17:19, 27:25).

„Wir haben zu viele freie Dinger verworfen und offensiv war das zu wenig, um auszugleichen, was Luka gemacht hat“, sagte Johannes Voigtmann bei Magentasport. Auch Andreas Obst war beeindruckt: „Luka Doncic hat heute gezeigt, warum er Luka Doncic ist. Er war heute einfach Weltklasse.“

Mit einem Sieg hätte die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert bereits den Gruppensieg perfekt machen können, doch die besten Aussichten auf Platz eins haben nun die Slowenen. Das deutsche Team steht dennoch weiter glänzend da und hätte mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die bereits ausgeschiedenen Ungarn an diesem Mittwoch (20.30 Uhr, Magentasport) mindestens Rang zwei sicher.

Das Spiel begann mit einer Schrecksekunde für die Slowenen. Beim Sprungball landete Center Mike Tobey auf dem Fuß des Schiedsrichters und knickte um – es passte zu den sehr unglücklichen Leistungen der Referees im bisherigen Turnierverlauf. Tobey musste zwischenzeitlich ausgewechselt werden, doch seine Mannschaft startete besser.

Die Slowenen agierten viel konzentrierter und engagierter als vor anderthalb Wochen in München. Doncic dominierte das Spiel von der ersten Minute an und attackierte die deutsche Defense immer wieder. Selbst gegen mehrere Verteidiger setzte sich der Star der Dallas Mavericks mit seiner herausragenden Kombination aus Physis, Spielverständnis und Technik durch.

Die Deutschen suchten lange vergeblich nach dem guten Rhythmus aus den ersten drei Spielen. Es fehlte die Kreativität und zu oft fiel ihnen nicht mehr als der Abschluss aus der Distanz ein. Es dauerte sieben Minuten, bis Maodo Lo den ersten Dreier versenkte und auch danach blieb die Quote schwach.

Der beim Verlängerungskrimi gegen Litauen noch überragende Franz Wagner erwischte einen unauffälligen Tag, auch Lo fehlte lange Zeit das Fortune. So hing im Angriff viel an Kapitän Dennis Schröder, der aus der Distanz deutlich besser traf als zuletzt und mit 19 Punkten bester deutscher Werfer war.

Doch das reichte nicht. Im zweiten Viertel zogen die Slowenen zum ersten Mal zweistellig davon und näher als auf zwei Punkte kamen die Deutschen nicht mehr heran. Auf jeden deutschen Lauf fanden die Slowenen eine Antwort. Erst erneut durch Doncic, später während einer seiner kurzen Verschnaufpausen durch den zweiten Star, Goran Dragic von den Chicago Bulls. Auf diese geballte Klasse fand die deutsche Mannschaft trotz einer starken Moral keine Antwort. (Tsp)

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