Ziel ist der direkte Wiederaufstieg: Turbine Potsdam stellt sich neu auf
Es soll direkt wieder zurückgehen für den ehemaligen Fußball-Erstligisten. Turbine Potsdam peilt nach dem jüngsten Abstieg in die zweiten Liga in der kommenden Saison den umgehenden Wiederaufstieg an. „In der Mannschaft ist das Potenzial dafür da“, sagte Karsten Ritter-Lang, Präsident von Turbine Potsdam am Dienstag auf einer Pressekonferenz im Kongresshotel Potsdam. Auch wenn Turbine ihm zufolge völlig verdient abgestiegen sei.
Dass der Verein zukünftig wieder erfolgreichen Fußball spielt, hänge viel von der mentalen Stärke der Spielerinnen ab, die bleiben und den Abstieg miterlebt haben, und davon „wie sich das Team findet.“
Das bisherige Team für die neue Saison besteht derzeit aus 12 Spielerinnen. In der vergangenen Woche wurden die Abgänge von insgesamt sieben Spielerinnen verkündet, darunter Leistungsträgerinnen wie Anna Gerhardt, Anna Wellmann und Martyna Wiankowska. Zudem dürfte der Abgang von Abwehrchefin Teninsoun Sissoko bald verkündet werden, nachdem die Beratungsagentur der Französin einen Wechsel bekanntgab.
Demgegenüber steht bislang eine Vertragsverlängerung. Die Situation erinnert an die aus dem letzten Sommer, als fast die gesamte Stammelf den Verein verließ, nachdem man die Qualifikation für die Champions League knapp verpasst und das Pokalfinale verloren hatte.
Ritter-Lang möchte mit 22 Feldspielerinnen und zwei Torfrauen in die neue Saison in der zweiten Liga gehen. Trainiert wird das Team dabei weiterhin von Trainerduo Marco Gebhardt und Dirk Heinrichs, die Ritter-Lang nicht für die abgelaufenen Saison verantwortlich machen will. Beide würden auch zukünftig auf Augenhöhe zusammenarbeiten. „Dirk Heinrichs ist der Teamchef und wird ab August seine A-Lizenz machen, Marco Gebhardt ist der A-Trainer.“
Wir müssen wieder eine Kaderschmiede werden.
Karsten Ritter-Lang, Präsident von Turbine Potsdam
Zunächst soll der Aufstieg gelingen und langfristig möchte sich der Potsdamer Verein wieder in der 1. Bundesliga etablieren. Dass diese Ziele erfüllt werden können, macht der Klub zum Einen daran fest, dass zwischen der ersten und zweiten Liga ein „deutlicher Leistungsunterschied“ bestehe. Und zum anderen möchte Turbine die Nachwuchsarbeit wieder aufbauen und zu alter Stärke zurückführen. „Wir müssen wieder eine Kaderschmiede werden“, meint Ritter-Lang. „Turbine hat zuletzt relativ wenige Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft entwickelt. Wir wollen das Ganze anstreben, wie es mal vor 15, 20 Jahren war.“
Mehr Nachwuchsarbeit, mehr Social Media, mehr Fans
Daher wollen die Verantwortlichen die Nachwuchsarbeit wieder verstärken und die Zusammenarbeit mit der vor Ort ansässigen Eliteschule und dem Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) verbessern. Voraussetzung dafür sei aber auch die Mitarbeit der Stadt Potsdam. „Wir haben das große Problem der Spielstättenentwicklung und der Internatsplätze. Wir brauchen Internatsplätze für die Sportschule“, so Ritter-Lang.
Ein weiteres zentrales Ziel sei eine Sportdirektorin, die hauptamtlich verpflichtet werden soll. Derzeit ist die im Mutterschutz befindliche Inka Wesely beratend dabei und soll zukünftig die vakante Stelle besetzen.
Darüber hinaus solle die Sichtbarkeit in den Sozialen Medien weiter erhöht werden und auch das Karl-Liebknecht-Stadion, das weiterhin als Spielstätte dient, soll möglichst voll sein bei Heimspielen. Bei Zuschauenden lag Turbine laut dem DFB-Tableau von 2014 bis 2022 auf dem ersten Platz mit durchschnittlich 1600 Besuchenden, doch in diesem Jahr waren nur bei den Duellen mit Bayern München und Eintracht Frankfurt mehr als 1000 Fans dabei.
All diese Aspekte seien wichtig, um Sponsoren zu akquirieren. „Wir leben von Sponsoren, um den Verein solide aufzubauen“, sagt Ritter-Lang. Die finanziellen Auflagen für die ersten und zweiten Liga habe Turbine erfüllt und die Lizensierung erhalten, dennoch sei durch die Trennung von Kooperationspartner Hertha BSC ein Teil des Etats weggebrochen, „der weh tut“.
Dass bei den Zielen des Potsdamer Vereins auch die beiden Berliner Klubs Viktoria 89, das bei erfolgreicher Relegation in der nächsten Spielzeit ebenfalls in der zweiten Liga spielen würde, und Regionalligist Union Berlin, eine Rolle spielen und das Interesse vieler Sponsoren sowie das von talentierten Spielerinnen wecken, sei Ritter-Lang bewusst. Sorgen mache er sich deswegen aber nicht.