Erdbeben in der Türkei und Syrien: Schwere Erschütterungen! Wieso bebt die Erde immer wieder?

In der Türkei und in Syrien erschütterten schwere Erdbeben am Montag die Erde. Besonders in der Türkei kam es in der Vergangenheit zu Beben. Wieso kommt es in dem Land immer wieder zu Erdbeben?

Am Montag, dem 6. Februar, erschütterte ein schweres Erdbeben die Türkei und Syrien. Nach derzeitigem Stand starben mehr als 1.800 Menschen. Einige Regionen im Südosten der Türkei und Städte wie Aleppo sind am stärksten betroffen. Die Türkei ist eines der erdbebengefährdetsten Länder der Welt. Wieso bebt es dort so oft?

Schwere Erdbeben in der Türkei und in Syrien

Das Erdbeben mit Epizentrum im südtürkischen Kahramanmaras hatte die Südosttürkei am Montagmorgen erschüttert. Dem Katastrophendienst Afad zufolge hatte das Hauptbeben eine Stärke von 7,7. Im Laufe des Tages erschütterte am Montag ein weiteres Erdbeben der Stärke 7,5 dieselbe Region, wie die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul meldete. Auch in Syrien, im Libanon und dem Irak bebte die Erde. Die US-Erdbebenwarte USGS verzeichnete zudem zwei Nachbeben der Stärken 5,8 und 5,7.

Alle aktuellen Informationen rundum das Erdbeben in der Türkei und Syrien finden Sie in unserem News-Ticker.

Wieso kommt es in der Türkei immer wieder zu Erdbeben?

Erdbeben entstehen durch Verschiebungen der Kontinentalplatten. Verschieben sich diese Platten, entstehen Spannungen und Druck, wodurch das Gestein brechen kann. Dabei wird Energie freigesetzt, die in Form von seismischen Wellen messbar ist. Die Türkei liegt auf der Anatolischen Platte. Diese Platte grenzt bei einer Verschiebung nach Eurasien an zwei große Verwerfungen. Es gibt einmal die Nordanatolische Verwerfung, die vom Westen nach Osten geht und die Ostanatolische Verwerfung. Sie liegt im Südosten des Landes. Genau in diesem Gebiet kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Erdbeben. Denn innerhalb von 60 Jahren haben sich die Platten von Ost nach West verschoben, berichtet das Portal “AS.com“.

Bei dem aktuellen Erdbeben sollen sich die Erdschollen horizontal gegeneinander bewegt haben und die Ostanatolische Verwerfung brach auf. Der Riss sei etwa 150 Kilometer lang, erklärte der Prof. Dr. Torsten Dahm vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) gegenüber “Bild”. Der Atmosphärenwissenschaftler Matthew Cappucci teilte einen Tweet. Darin erklärt er, dass sich die Anatolische Platte entlang der Ostanatolischen Verwerfung “mit einem Schlupf von *bis zu* 3 Metern an der Arabischen Platte vorbeigeschoben”, hat. “Die Ostanatolische Verwerfung ist eine tektonisch aktive Plattengrenze zwischen der Arabischen und Anatolischen Platte. Es könnten zusätzlich auch Teile der ‘Dead Sea Transform Fault’ gebrochen sein, die sich etwas südlich an die Ostanatolische Verwerfung anschließt”, erklärte Dahm.

Die ostanatolische und die nordanatolische Plattengrenze sind beide sehr aktiv. “Durch die Bewegung der Arabischen auf die Eurasische Platte entweicht die Anatolische Mikroplatte, welche quasi zwischen beiden Platten liegt, nach Westen. Das führt zu Relativbewegungen an den Plattengrenzen, welche tektonische Spannungen aufbauen, die sich durch Erdbeben abbauen können. Da die Relativbewegungen vergleichsweise groß sind, können stärkere Erdbeben in kürzeren Zeitfolgen entstehen”, sagt Dahm.

Stärkstes Erdbeben in der Türkei seit 50 Jahren

Dass in dem Gebiet die Erde so stark bebte, ist auch für Experten überraschend. “Diese tektonische Situation ist zwar prädestiniert für Erdbeben. Aber offenbar konnte sich bisher nicht so viel Energie aufstauen, die sich in extrem starken Beben entladen hätte. Dieses Beben heute ist somit für diese Region als ungewöhnlich stark zu betrachten”, sagt Seismologe Gernot Hartmann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover im Gespräch mit “Bild”. Er hält das Beben für das “stärkste Beben,das in dieser Region in den letzten 50 Jahren gemessen wurde.”

Lassen sich Erdbeben vorhersagen?

Ob und wann es zu einem weiteren Erdbeben kommt, lässt sich nicht vorhersagen. Außerdem können weitere Beben stattfinden. Auch hier können Experten aber keine genauen Zeitpunkte nennen. “Es ist also nicht ausgeschlossen, dass es auch in den folgenden Tagen noch mal starke Erschütterungen gibt”, meint Hartmann. Dennoch seien laut den Seismologen die Grenzen der tektonischen Platten bekannt, wodurch sich das Risiko abschätzen lässt.

Erdbeben-Epizentrum Türkei: Immer wieder bebte die Erde

Wie stark die Erdbeben in der Türkei in der Vergangenheit ausfielen, zeigen drei Beispiele. Eines der stärksten Erdbeben der Geschichte der Türkei ereignete sich am 27. Dezember 1939. Bei dem Beben mit einer Stärke von 8,2 starben 30.000 Menschen. Im November bebte es in der Nähe von Çaldıran, 20 km nordöstlich von Muradiye in der Provinz Van im Osten der Türkei. Bei einem Erdbeben der Stärke 7,4 im Jahr 1999, das die westtürkische Stadt Izmit erschütterte, kamen mehr als 17.000 Menschen ums Leben.

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bos/rad/news.de/dpa