Er prägte die Ikonografie der DDR
Vom Moped über Radios und Schreibmaschinen bis hin zum Strickautomaten: Karl Clauss Dietel hat als Designer vielen Produkten in der DDR ihr Aussehen gegeben. Mit dem Begriff Designer freilich konnte er wenig anfangen. Er sah sich vielmehr als Gestalter. Sein Renommee hatte dabei weit über das Ende der DDR hinaus Bestand: 2014 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. „Ich betrachte das als Würdigung für die Arbeit vieler Kollegen im Osten“, hatte er damals erklärt. Am 2. Januar ist er nach Angaben seiner Familie überraschend zu Hause gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.
Dietel hat Dinge gestaltet, die jeder Ostdeutsche aus der Zeit vor 1990 kennt und von denen etliche bis heute eine treue Fangemeinde haben. So war er am Entwurf des Wartburg 353 beteiligt, konzipierte das Moped S50, Erika-Schreibmaschinen und das Motorrad ETZ 150 der Motorradwerke Zschopau. Ebenso arbeitete er an Entwürfen für ein Nachfolgemodell des Trabant 601 und ein Kleinwagenmodell DRX.
Kraftfahrzeuge hatten es ihm besonders angetan. Schon in seiner Diplomarbeit entwarf er einen Mittelklassewagen. Doch viele dieser für die damalige Zeit richtungsweisenden und ambitionierten Entwürfe gingen in der DDR-Planwirtschaft nie in Serie. Manchem galt er deswegen auch als „tragischer Held“ des DDR-Automobilbaus. Zahlreiche seiner Entwürfe entstanden zudem in Zusammenarbeit mit Lutz Rudolph (1936-2011). Beide gelten als kongeniale Partner.
Zum Produktgestalter wurde Dietel auf Umwegen. Zunächst lernte er Maschinenschlosser und ging nach der Lehre an die Ingenieurschule für Kraftfahrzeugbau in Zwickau. Später studierte er an der Kunsthochschule in Berlin. Auch als Hochschullehrer und Funktionär im Verband Bildender Künstler machte er sich einen Namen. Von 1988 bis 1990 war er dessen Präsident.
Er habe sich oft von der Natur inspirieren lassen, hatte Dietel einmal erklärt: „Jede Blüte ist eine Faszination.“ Charakteristisch für seine Entwürfe ist das „offene Prinzip“. Dabei bilden die einzelnen Elemente klar getrennte Einheiten. Das hatte nebenbei den Vorteil, dass Nutzer mit wenig Aufwand technische Veränderungen und Reparaturen vornehmen konnten, wie es sich etwa bei den bis heute beliebten Simson-Mopeds zeigt. Gerade bei Tüftlern stehen sie deswegen noch immer hoch im Kurs. Weitere Leitlinien seiner Gestaltung hat Dietel in den „fünf L“ zusammengefasst: langlebig, leicht, lütt (klein), lebensfreundlich und leise.
Erst im vergangenen Jahr hatten die Kunstsammlungen Chemnitz mit einer Ausstellung unter dem Titel „simson, diamant, erika“ Einblicke in sein umfangreiches Schaffen gegeben. Dem Museum hatte Dietel einen mehr als 8000 Positionen umfassenden Vorlass übergeben. (dpa)