„Auch männliche Fans tragen farbige Nägel“: Wie ein Volleyballer zum Nagellack-Influencer wurde
Es begann mit einem entspannten Filmabend. Der australische Volleyballer Nehemiah Mote und seine Ehefrau Tamara hatten gerade ihre drei Kinder ins Bett gebracht, als Tamara auf die Idee kam, ihrem Mann die Fingernägel zu lackieren. „Wir hatten gerade einen Film gestartet und zur Entspannung hat sie angefangen, mir die Nägel anzumalen. Das war meditativ und schön“, erzählt Nehemiah. So schön, dass es über die letzten Jahre zum Ritual der beiden wurde.
Die Farbwahl hängt dabei von den anstehenden Spielen ab: Schlägt Mote für das australische Nationalteam auf, leuchten die Nägel grün und gelb. Während der Saison bei den Volleys passen die Nägel farblich zu den orange-schwarzen Trikots des Vereins. „Ich bin schon vor Jahren mit lackierten Nägeln beim Training erschienen und mittlerweile ist das mein Ding.“
Damit ist Mote nicht allein, auch der ehemalige Volleys-Spieler Benjamin Patch trug gern bunte Nägel. Und mittlerweile hat Mote sogar einige Fans inspiriert. Beim Champions-League-Spiel in Italien erschienen zuletzt mehrere Anhänger mit orange-schwarzen Nägeln, um das Team zu unterstützen. „Viele Mitglieder des Fanklubs haben das übernommen, nicht nur Frauen, sondern auch ältere Männer und einige Teenager tragen jetzt farbige Nägel“, erzählt Mote. Ihn freut das, denn: „Nagellack wird immer noch als feminin wahrgenommen. Männer tragen üblicherweise keinen Nagellack.“
Genau solche überkommenen Vorstellungen von Geschlecht möchte er aufbrechen. „Ich will einfach unbeschwert Spaß haben. Man muss sich selbst nicht so ernst nehmen.“
Unbeschwertheit und Spaß will er auch am Mittwochabend auf das Spielfeld der Max-Schmeling-Halle bringen. Dann geht es gegen Halkbank Ankara, den Ersten der Gruppe C in der Champions League. Beim Hinspiel hatten die Volleys den Sieg quasi in der Hand, aber vergaben den Matchball und mussten sich am Ende 2:3 geschlagen geben gegen Ankara, die zu den Favoriten auf den Titel zählen.
„Wir haben alle Zweifel, dass wir gegen Ankara nicht gewinnen können, zerstreut“, so Mote. „Das knappe Ergebnis ist immer noch in den Köpfen der Jungs.“ Dieses Mal wollen die Volleys sich den Sieg nicht wegschnappen lassen, sondern gewinnen und wichtige Punkte sammeln, um sich für die nächste Runde zu qualifizieren. Denn nur die Erst- und Zweitplatzierten der Gruppe kommen automatisch weiter. „Die anstehenden Spiele entscheiden“, sagt auch Mote.
Damit das gelingt, müssen die Volleys vor allem im Aufschlag Druck machen und die gegnerischen Weltstars in den Griff bekommen. Dazu zählt etwa der niederländische Angreifer Nimir Abdel-Aziz, den die Volleys selbst als „personifizierten Angstgegner“ bezeichnen. Seit 2021 mussten die Volleys fünfmal gegen Abdel-Aziz ran und unterlagen jedes Mal. „Seine Qualität beim Service kennt jeder. Es ist immer wichtig, ihn so schnell wie möglich von der Aufschlaglinie wegzubekommen, wenn du eine Chance haben willst“, sagt Kapitän Ruben Schott.
Mote will sich vor dem Spiel gegen die Weltstars trotzdem nicht zu viel Stress machen. „Es ist ein Spiel, wie jedes andere. Ich versuche nicht zu viel darüber nachzudenken. Business as ususal sozusagen.“ Er freut sich bereits auf die Zeit danach, wenn das Weihnachtsfest mit seiner Frau Tamara und den Kindern ansteht. Weil die Volleys nur drei Tage freihaben, können Mote und seine Familie nicht in die Heimat fliegen. „Dafür gibt es aber ein Paket voller Geschenke vom australischen Weihnachtsmann“, sagt Mote. „Meine Kinder lieben diese Zeit des Jahres. Und angesichts des straffen Terminkalenders sind drei freie Tage sogar ziemlich viel.“
Mit seiner Familie möchte Mote an den Feiertagen auch auf den Weihnachtsmarkt. Und wenn dann etwas Ruhe eingekehrt ist, lackiert Tamara ihm vielleicht sogar die Fingernägel. Zu Weihnachten würde rot oder grün doch farblich gut passen.