Dirigent Robin Ticciati: Time To Say Goodbye
„Ich bin als Chefdirigent ein Gärtner, der sich darum kümmert, dass die Musikerinnen und Musiker künstlerisch wachsen können“, hat Robin Ticciati 2020 in einem Interview mit dem Tagesspiegel gesagt. „Es ist ja nicht mein Orchester, sondern ihres.“ Jetzt hat sich der 1983 in London geborene Briten mit italienischen Wurzeln entschieden, dass es Zeit ist, sich nach einem neuen Objekt umzusehen, dem er seine Pflege angedeihen lassen kann.
Eine erfolgreiche Ära
Er wird den Posten als musikalischer Leiter des Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, den er seit 2017 innehat, zum Sommer 2025 aufzugeben. Höchst erfolgreich war seine Arbeit bislang in Berlin – und die Ära Ticciati wird schlussendlich dann acht Jahre gedauert haben, deutlich länger als die Amtszeiten seiner drei Vorgänger Kent Nagano, Ingo Metzmacher und Tugan Sokhiev.
Stilistisch so breit aufgestellt wie Robin Ticciati ist in der hauptstädtischen Musikszene in jüngerer Vergangenheit nur Simon Rattle gewesen – dem er mit seiner Lockenmähne auch optisch ähnelt. Von der Arbeit an barocken Werken mit originalen Darmsaiten bis hin zur freien Improvisation auf der Bühne hat Ticciati mit dem DSO Unterschiedlichstes ausprobiert, stets mit dem Ziel, die Flexibilität des Orchesters zu optimieren.
„He is a mensch“, sagt Rattle über Ticciati. Und meint damit ebenso seine freundliche Art wie auch eine bei Dirigenten nicht selbstverständliche Fähigkeit zur Teamarbeit. „Autorität entsteht durch Ehrlichkeit und gute Vorbereitung“, lautet Ticciatis Credo.
In dieser Saison sind Robin Ticciati und das DSO noch zweimal live in der Philharmonie zu erleben, am 29. und 30.April mit Bruckners 5. Sinfonie und der deutschen Erstaufführung eines Werkes des britischen Komponisten Mark Simpson. Frederik Hanssen
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