Die TV-Quoten von Charles III.: Keine Frage der Popularität

Lange wurde auf den Tag der Krönung von König Charles III. und Königin Camilla hingefiebert, wurden Abläufe geplant und vorbereitet, probten die Truppen den richtigen Marschschritt und kämpften TV-Sender aus aller Welt um die besten Aufstellungsplätze für ihre Reporter. Um am Tag danach gebannt auf die Veröffentlichung der TV-Quoten zu warten.

Inzwischen liegen die Zahlen vor. In Deutschland haben via ARD, RTL und Sat1 insgesamt rund sieben Millionen Menschen die Krönung in der Westminster Abbey, die Prozession der Kutsche auf der Mall und die Präsentation des neuen Königs auf dem Balkon des Buckingham Palace live im Fernsehen verfolgt. Fast fünf Millionen davon in der öffentlich-rechtlichen ARD.

Relevanter sind indes die Zuschauerzahlen aus dem Vereinigten Königreich. Wie die BBC berichtet, haben den Moment der Krönung selbst insgesamt 20,4 Millionen Menschen via BBC One, ITV und Sky News erlebt. Die Feierlichkeiten insgesamt kamen demnach auf 18 Millionen Zuschauer, wobei auch im britischen Kerngebiet die meisten Zuschauer (fast zwölf Millionen) der Berichterstattung der BBC unter Leitung von Huw Edwards vertrauten.

Kurt Sagatz ist Medienredakteur und kritischer Begleiter der britischen Monarchie

Mehr noch als in Deutschland fiel damit das Interesse der Briten an der Krönung von Charles erheblich geringer aus als an der Trauerfeier von Queen Elizabeth. Die Trauerzeremonie mit dem Aussegnungsgottesdienst auf Schloss Windsor im vergangenen September hatten auf den verschiedenen britischen Kanälen 26,5 Millionen Menschen eingeschaltet.

Bemerkenswert daran ist weniger, dass die TV-Quoten bei den Beisetzungsfeierlichkeiten höher ausfielen. Aus deutscher Sicht bleibt immer wieder verblüffend, wie groß die Sehnsucht nach einer Institution wie der Monarchie sein muss, wenn so viele Menschen zumindest am Fernseher einem Ereignis beiwohnen wollen, das mit ihrem eigenen Leben so wenig zu tun hat.

Aber auch aus britischer Sicht erscheint es wenig sinnvoll, aus den Zahlen weitergehende Schlüsse abzuleiten. Die Queen war siebzig Jahre im Amt, die meisten Menschen waren bei ihrer Krönung im Jahr 1953 noch nicht einmal geboren.

Sicher: die Monarchie muss um ihre Verankerung in der Bevölkerung und um ihre Reputation nicht zuletzt nach den Kontroversen um Prinz Harry und seine Frau Meghan kämpfen. Dennoch stellt eine Krönung keinen Popularitätswettbewerb dar, bei dem die TV-Quoten den Ausschlag geben.