Die Nationalmannschaft verliert 2:3 gegen Belgien: Ein erster Dämpfer für die gute Stimmung

Dass dieser Abend nicht so verlaufen würde wie erhofft, davon bekam Timo Werner schon früh einen ersten Eindruck. Nach wenigen Minuten wollte der Stürmer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einen Papierflieger, gebastelt aus den Überbleibseln der Stadionchoreografie, vom Platz befördern. Doch anstatt sich dessen Flugeigenschaften zunutze zu machen, versuchte es Werner so, wie man einen Bierdeckel wegschnippt: locker aus dem Handgelenk. Der Flieger stürzte nach anderthalb Metern wie ein Stein zu Boden.

Die Szene am Rande stand sinnbildlich für den Auftritt der Nationalmannschaft im Testspiel gegen Belgien. Weil die Deutschen am Dienstagabend vor 42.910 Zuschauern in Köln zu oft die falschen Mittel wählten, erlebten sie im 999. Länderspiel ihrer Geschichte einen bösen Absturz. Auch wenn sich das Team zwischenzeitlich ein wenig fangen konnte, setzte es eine 2:3 (1:2)-Niederlage. Die Hochstimmung nach dem Sieg gegen Peru am Wochenende ist erst einmal verflogen.

Bundestrainer Hansi Flick hatte nach dem Spiel angekündigt, dass er gegen die Belgier keine allzu großen personellen Änderungen vornehmen würde. Für Nico Schlotterbeck und Kai Havertz, beide unpässlich, rückten Thilo Kehrer und Serge Gnabry in die Startelf. Zudem ersetzte der Münchner Leon Goretzka den Dortmunder Emre Can.

Es dauerte allerdings nur eine halbe Stunde, bis sich Flick zu einschneidenden Veränderungen an seiner Aufstellung genötigt sah: Er brachte Can für den nahezu unsichtbaren Florian Wirtz, zudem den Debütanten Felix Nmecha für den angeschlagenen Goretzka. Es war der verzweifelte Versuch, die Mannschaft, die gegen die flotten Belgier von einer Verlegenheit in die nächste taumelte, wenigstens halbwegs zu stabilisieren.

Zu diesem Zeitpunkt führten die Gäste mit ihrem deutschen Trainer Domenico Tedesco bereits 2:0 – aber es hätte auch gut und gerne 5:0 stehen können. Binnen drei Minuten (6./9.) hatte sich die deutsche Defensive zweimal anfängerhaft übertölpeln lassen. Zunächst traf Yannick Carrasco, nachdem er Rechtsverteidiger Marius Wolf ausgetanzt hatte. Dann war Romelu Lukaku nicht zu halten. Beide Treffer hatte Kevin de Bruyne vorbereitet, den die Deutschen im Mittelfeld erstaunlich gelassen hatten gewähren lassen.

Allein Lukaku hatte in der Folge zwei weitere gute Chancen, traf einmal per Kopf die Latte. Und auch Dodi Lukebakio von Hertha BSC hatte Pech, als er nach einem langen Lauf aus der eigenen Hälfte allein auf Marc-André ter Stegen zueilte: Er setzte den Ball knapp am Pfosten vorbei.

Mit Can im defensiven Mittelfeld wurde es bei den Deutschen tatsächlich besser. Die Balance stimmte nun, nach vorne aber ging zunächst nicht allzu viel. Dass das Halbzeitergebnis für die Nationalmannschaft trotzdem halbwegs erträglich ausfiel, hatten die Deutschen Romelu Lukaku zu verdanken. Belgiens Mittelstürmer bekam den Ball nach einer Ecke im eigenen Strafraum an den weit abgewinkelten Arm. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter. Niclas Füllkrug verwandelte zum Anschlusstreffer. Für den Bremer, dem bis dahin wenig gelungen war, war es im sechsten Einsatz für die Nationalelf das sechste Länderspieltor.

Es war aus deutscher Sicht die beste Erkenntnis des Abends: dass sich die Mannschaft nach dem vogelwilden Beginn wieder fing; dass sie Struktur in ihr Spiel brachte und das Duell mit den anfangs deutlich überlegenen Belgiern nach den Eingriffen des Bundestrainers nicht nur ausgeglichen, sondern in der zweiten Hälfte auch dominant gestaltete.

Das deutsche Team hatte Chancen auf den Ausgleich, etwa durch Gnabry nach guter Vorarbeit von Wolf, durch Füllkrug im Anschluss an einen Freistoß oder durch Werner, der beim vermeintlichen 2:2 allerdings im Abseits gestanden hatte.

Zielstrebiger und klarer in ihren Aktionen aber waren die Belgier, die knapp zehn Minuten vor dem Ende mit dem 3:1 durch den überragenden de Bruyne alles klar machten. Der erneute Anschlusstreffer von Serge Gnabry brachte das Kölner Publikum zwar noch einmal in Wallung, kam aber letztlich zu spät.

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