Die Eisbären sind wieder Deutscher Meister: Abgezockt zum zehnten Titel
In den letzten Sekunden, bevor die Schlusssirene ertönte, saßen die Profis der Eisbären längst nicht mehr auf der Bank. Sie machten sich bereit, um das Eis der Bremerhavener Eisarena zu stürmen und übereinander herzufallen. Das „Deutscher Meister EHC“ aus der Kurve war da schon längst angestimmt.
Als es dann vollbracht war, flogen die Helme, Stöcke, alles, einfach alles, was eben so zur Eishockeykluft gehört. Serge Aubin und sein Trainerteam machten sich auf, um diese Mannschaft zu herzen, die diesen Job genau nach Plan erledigt hatte. Auf der anderen Seite knieten geknickte und weinende Bremerhavener, die zwar die Saison ihres Lebens gespielt hatten, aber wahrscheinlich nicht mehr allzu bald um einen Titel mitspielen werden. Dennoch stimmten die Fans ein stolzes „Vizemeister“ an.
Dank eines abgezockten 2:0 (0:0, 0:0, 2:0), das in den letzten Minuten nicht mehr gefährdet war, feierten die Eisbären ihren zehnten Meistertitel seit 2005, es ist die dritte Meisterschaft in den letzten vier Jahren. Nur drei Niederlagen in 15 Play-off-Spielen zeugen davon, wie überlegen der Rekordmeister diese K.-o.-Phase bestritten hat. Ein Jahr nach dem Tiefschlag mit den verpatzten Play-offs sind die Berliner somit eindrucksvoll auf den Eishockeythron zurückgekehrt. Trainer Aubin persönlich schoss ausgiebig Fotos von den Feierlichkeiten.
Das war ein Erfolg der gesamten Mannschaft, der gehört allen Spielern.
Eisbären-Kapitän Kai Wissmann
Den glänzenden Pokal nahm zum ersten Mal Kapitän Kai Wissmann entgegen, der auch als Erster dem goldenen Konfettiregen entkam, um die Trophäe zu den mitgereisten Fans zu tragen. Von nun an wanderte das begehrte Stück durch die Berliner Reihen.
Wie erwartet waren die Gastgeber zuvor mit großen Ambitionen aus der Kabine gekommen. Und eine frühe Berliner Strafe durch Ty Ronning hätte Bremerhaven in die Karten spielen können, erstmals in dieser Serie in Führung zu gehen. Die Unterzahl-Formation der Eisbären lässt in diesen Play-offs allerdings kaum etwas zu. Und auch diesmal folgte aus der Unterzahl kein Gegentreffer.
Berlin ist der perfekte Ort. Es ist unglaublich, wie hier gearbeitet wird und alles perfekt zusammenpasst.
Eisbären-Angreifer Lean Bergmann
Aufs Tor kamen im ersten Drittel ohnehin nicht viele Schüsse – sechs auf beiden Seiten. Und das sprach in diesem Fall schon mal für die Berliner, die sich trotz der Vorfreude auf den nahenden Titel auf keinen Fall zu übermotivierten Manövern hinreißen lassen wollten.
Torwart Jake Hildbrand wächst erneut über sich hinaus
Allerdings galt es nun die wahrscheinlich schwierigste Phase für die Eisbären zu überstehen, die erneut ohne Marcel Noebels antreten mussten. Sieben der neun Treffer von Bremerhaven in dieser Finalserie waren zuvor im zweiten Drittel gefallen. Und es war der Heimmannschaft anzumerken, dass sie diesen Trend fortsetzen wollen.
Eisbären-Keeper Jake Hildebrand der bereits mit einer Fangquote von 93,3 Prozent angereist war, wuchs noch mal über sich hinaus. Mit nur zwei Gegentoren in den letzten drei Spielen dieser Play-offs machte er noch mal deutlich, warum er wohl der wichtigste Transfer vor dieser Saison war. Ohne einen Torwart wäre der Comeback-Titel nach einem verkorksten Jahr nicht möglich gewesen.
Vor der zweiten Pause legten dann aber die Eisbären zu und machten Druck auf das Bremerhavener Tor. Es war bereits ein Vorgeschmack auf das Schlussdrittel. In dieser Finalserie war es den Bremerhavenern nie gelungen, ein Tor in den letzten 20 Minuten zu erzielen, weil die Kräfte aufgrund des dünneren Kaders schneller schwanden als bei den Eisbären. Entsprechend türmten sich die Kollegen nach der Schlusssirene über ihm auf.
Und so kam es, wie es kommen musste. Leo Pföderl, der überragende Berliner Stürmer in dieser Finalserie mit elf Punkten und der logische Träger der MVP-Auszeichnung, drosch den Puck in der 44. Minute ins Tor. Womit so ziemlich alle in der Eisarena ahnten, dass diese 30. Eishockey-Meisterschaft in der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga entschieden war. Die Gewissheit folgte fünf Minuten später durch das 2:0 von Manuel Wiederer.
Eisbären-Verteidiger Jonas Müller sagte nach der Übergabe des Meisterpokals: „Das war auf jeden Fall keine einfache Serie, jedes Spiel war knapp. Aber wir haben uns in den Play-offs nach der ersten Niederlage gegen Mannheim echt gefunden, am Ende haben wir das hier verdient gewonnen.“
Müllers Kollege Leo Pförderl hingegen sagte: „Das ist einfach Wahnsinn. Wie stark der Zusammenhalt ist, merkst du gerade in den Play-offs.“ Und danach ging es für den MVP zu den Feierlichkeiten, vorher sagte Pföderl noch: „Jetzt wird bis nächste Woche gefeiert.“