Der Startrainer von gestern
Da stand er nun, „The Special One“, irgendwo im Norden Norwegens mit einer Mütze auf dem Kopf und blickte ins Leere. José Mourinho, einer der erfolgreichsten Vereinstrainer im Fußball, musste ertragen, was für jemanden wie ihn nicht zu ertragen war. Seine Mannschaft des AS Rom (Kaderwert: 430 Millionen Euro) verlor in der Conference League 1:6 bei FK Bodö/Glimt (Kaderwert: 14,6 Millionen).
Es hat Zeiten gegeben, sie sind allerdings schon einige Jahre her, da war es fast unmöglich, überhaupt nur einen Treffer gegen eine von Mourinho trainierte Mannschaft zu erzielen. Der Portugiese galt als Koryphäe des Ergebnisfußballs. „Es gibt viele Dichter im Fußball, aber die gewinnen keine Titel“, sagte er einmal, nachdem sein Team auf eher hässliche Art die lustvollen Kicker von Ajax Amsterdam geschlagen hatte. Mourinho hatte viele Gegner, aber eben ein schlagendes Argument: Erfolg.
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Auf dieser Grundlage nahm er sich einiges heraus. Er verunglimpfte gegnerische Trainer, Spieler und Schiedsrichter. Mourinho sammelte Geldstrafen in Höhe von fast einer halben Million Euro. Diese „Ihr könnt mich alle mal“-Haltung fand durchaus Anklang bei seinen Fans.
Aber die Zeiten ändern sich. Mourinho hat schon seit Jahren keinen Erfolg mehr, obwohl er immer noch üppig budgetierte Teams trainieren darf. Seine einst fast unschlagbare Lehre des Konterfußballs ist überholt. Auch seine schroffen, selbstdarstellerischen Äußerungen werden immer weniger goutiert.
Nach der eklatanten Niederlage gegen die Norweger präsentierte er sich wieder ganz wie der alte „Special One“. Er übernehme als Trainer die Verantwortung, sagte er. Dann kam das große Aber: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir eine Mannschaft mit echten Einschränkungen sind. Wir haben 13 Spieler, die ein Team repräsentieren, die anderen sind auf einem anderen Niveau.“ Sprich: Nicht er, der Trainer, ist schuld an dem Debakel, sondern die nichtsnutzigen Spieler.
Die Frage ist nun, wie der Mann nach dieser Aussage noch den Rest der Saison mit der Mannschaft erfolgreich gestalten will.
Schwer zu sagen, ob die Zeit der Dichter im Fußball angebrochen ist. Die von Mourinho scheint jedenfalls vorbei zu sein.