Der Gotha-Krimi geht weiter: Ein Museum sucht noch immer seine Werke
Die Erinnerung an den Gotha-Krimi vor sechs Jahren ist noch einigermaßen präsent. Damals erhielt das Schlossmuseum im thüringischen Gotha seine 1979 gestohlenen, Millionen teuren Bilder von Hans Holbein, Frans Hals, Jan Brueghel und anderen zurück. Der größte Kunstraub in der Geschichte der DDR fand für die Kunstsammlung zu einem glücklichen Ende.
© Auktionshaus Kornfeld
Eine „erste Meisterleistung auf dem Gebiet der Graphik des 15. Jahrhunderts“, schrieb der vor zwei Jahren verstorbene Auktionshaus-Gründer Eberhard W. Kornfeld begeistert, der das Blatt 1953 erwarb, „mein ‚most favorite print‘“. Seine Erben möchten es nun im eigenen Betrieb versteigern lassen. Der Katalog nennt für das Los Nummer 3050 einen Schätzpreis von 150.000 Schweizer Franken.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Das jetzige Angebot stellt bereits den zweiten Anlauf dar. Um den Verkauf zu verhindern, hatte die Friedenstein Stiftung die Blätter im vergangenen Jahr auf Lostart.de eintragen lassen, sie mussten aus der Auktion genommen werden. Nachdem Kornfeld eine Streichung erwirken konnte, da es sich bei den Blättern nicht um Kriegsverluste handelt, stehen sie nun wieder zum Verkauf. Die komplizierten Hintergründe bleiben im Katalog allerdings weiterhin ausgespart. „Angesichts der komplexen historischen Situation gaben diese Nachkriegsverkäufe immer wieder Anlass zu Diskussionen, Besitz- oder Restitutionsansprüche bestehen keine“, heißt es darin knapp.
Sehnsüchtig blickt man da aus Gotha nach Berlin, wo das Kupferstichkabinett gerade erst eine Wilhelm-Busch-Zeichnung über ein anderes Schweizer Auktionshaus zurückerhielt, das Zürcher Auktionshaus Koller. Die ehemalige Besitzerin schenkte es dem Berliner Museum, dem das Blatt durch Kriegswirren abhandengekommen war. Der Fall liegt hier rechtlich sehr viel klarer. Kornfeld dagegen mag die Blätter aus Gotha versteigern, aber der künftige Käufer erwirbt die fragwürdige Geschichte mit. Sollte diese nicht auch hier doch noch zu einem guten Ende kommen.