DEB-Team freut sich trotzdem auf die WM

Es passiert ja in diesen so spannenden Zeiten vieles, das nicht unbedingt sein müsste – finden viele Menschen. So bekommt der Profisport oft mal eine Breitseite, seine Auswüchse werden kritisch betrachtet und manchem erschließt es sich nicht, warum Spieler und Spielerinnen durch leere Stadien oder leere Hallen turnen mussten, während Kindertagesstätten monatelang geschlossen waren. So betrachtet werden es nun nicht wenige Menschen als absurd betrachten, dass ab Freitag in Lettland eine Eishockey-Weltmeisterschaft mit Männern aus 16 Nationen stattfinden wird, die nur wenig mit dem zu tun hat, was früher bei Eishockey-Weltmeisterschaften stattfand.

Es wird keine – oder kaum – Zuschauer geben und die Kader der Mannschaften sind qualitativ sehr dünn besetzt, zudem lugt das Virus kurz vor Turnierbeginn um die Ecke. Beim ersten Turniergegner der Deutschen, den Italienern, hat es gleich 15 Menschen erwischt. Italien hat nun in der Not den erst 16 Jahre alten Damian Clara als Ersatztorhüter nachnominiert.

Die Sportart setzt ein Lebenszeichen

Aber das Schöne ist, dass es auch in wackligen Zeiten Dinge gibt, die ohne Widerspruch erledigt werden können; wie etwa die Reparaturen am Hause Reindl im schönen Garmisch. Daher sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) vor der Presserunde am Montag, dass er womöglich schwer zu verstehen sei. „Denn das Dach wird gerade repariert.“ Das war natürlich nicht die größte Sorge von Franz Reindl, vielmehr gab sich der gestandene Funktionär Mühe, der anstehenden Veranstaltung in Riga viel Gutes abzugewinnen. „Es ist wichtig, dass überhaupt eine WM stattfindet“, sagte Reindl.

Die Vorgeschichte, der Entzug der WM vom Co-Gastgeber Weißrussland und dann eben die vielen Auflagen, bedeuteten „einen gewaltigen Mehraufwand“. Aber am Ende sei es ganz wichtig, dass die Sportart Eishockey in Riga nun ein Lebenszeichen setzen könne. „Wenn der Puck eingeworfen wird, dann wird alles wieder normal“, glaubt der Präsident des DEB

Das ist natürlich auch ein frommer Wunsch, aber in jedem Fall wird es spannend, denn die Kaderlisten aller Teams lassen kaum einen Schluss darauf zu, was denn passieren wird. Die schwächeren Nationen können sogar unbekümmert aufspielen, Absteiger gibt es nicht, weil es keine B-WM gab. Reindl sagt: „Viele Mannschaften greifen auf junge Spieler zurück, da wird es ein hohes Tempo, große Emotionen und viel Leidenschaft geben.“

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Und mittenmang in dieser Emotionen-Leidenschaft-Nummer wollen die deutschen Spieler gut mitmischen. So sprach Stürmer Markus Eisenschmid von den Adler Mannheim schon mal davon, dass er nicht nur das Viertelfinale, sondern „mehr erreichen“ wolle diesmal – wenn sich das deutsche Team durch die ellenlange Vorrunde mit sieben, nur zum Teil illustren, Gegnern gespielt hat.

Die NHL stellt keine Spieler ab

Zuletzt kamen die Deutschen bei einer WM im Jahr 2010 bis ins Halbfinale. Bei der jüngsten WM im Jahr 2019 in der Slowakei – die WM 2020 in der Schweiz fiel der Pandemie zum Opfer – standen sie im Viertelfinale und damals waren starke Spieler wie „Leon Draisatil und Dominik Kahun dabei“, wie Bundestrainer Toni Söderholm bemerkt.
Doch ist es kein Alleinstellungsmerkmal des deutschen Teams, dass ihm seine besten Spieler aus der National Hockey-League (NHL) fehlen, den anderen Nationen geht es ähnlich.

Daher will Franz Reindl sich auch nicht festlegen und Ziele für sein Team hinausposaunen. „Da wird man erst nach ein paar Spielen sagen können, wo die Reise hingeht.“
Für Franz Reindl geht es am Mittwoch Richtung Riga, Kontakt zur Mannschaft wird er dort nicht haben, Spieler und der Betreuerstab leben in der üblichen Profisport-Bubble. Und da heißt es darauf hoffen, dass alles gut geht – auch für den Mann vom DEB, der sich im September wahrscheinlich zur Wahl des Präsidenten beim Weltverband IIHF stellt.

Reindl weiß, dass sich bei der WM „die Situation über Nacht total ändern kann“. Wenn das Virus Powerplay spielt, kann es ein noch größeres Abenteuer werden dieses Turnier von Riga. Aber vielleicht wird es ja auch eine runde Veranstaltung, die Mut macht für den Weg zurück in alte Zeiten. Womöglich dürfen sogar ein paar lettische Zuschauer ins Stadion. „Noch ist nichts beschlossen“, sagt Reindl. „Aber es ist denkbar.“