Der Flügelspieler überzeugt hinten und vorne: Louis Olinde ist bei Alba Berlin spektakulär wichtig

Louis Olinde beginnt unweigerlich zu strahlen, als er auf seine spektakulären Verteidigungsaktionen in den vergangenen Spielen angesprochen wird. „Ein Dunk ist cool, aber ein Block gibt mir persönlich mehr“, sagt der 24 Jahre alte Hamburger. Das Stoppen gegnerischer Fastbreaks gehört zu seinen Spezialitäten und das war in den vergangenen Spielen von Alba Berlin sowie in den Highlight-Videos der Basketball-Bundesliga mal wieder eindrucksvoll zu sehen.

Am vergangenen Sonntag bereinigte er eine scheinbar aussichtslose Situation mit einem Block gegen Rostocks Nijal Pearson. Im Gegenangriff versenkte Malte Delow für Alba einen Dreier. „Aus einer verloren geglaubten Aktion machst du einen Turnaround von fünf Punkten, das kann ganz viel Energie freisetzen“, sagt Olinde. Wenige Tage zuvor hatte er gegen Heidelberg ähnlich spektakulär gerettet. Nach einem Ballverlust der Kollegen holte er mit seinen langen Schritten knapp zehn Meter auf den eigentlich sehr flinken Eric Washington auf und wuchtete dessen Korbleger ans Brett. Das Publikum tobte, Olinde baute sich vor seinem Gegenspieler auf und brüllte seine Freude mit angespannten Muskeln heraus.

Auf dem Feld ist der Flügelspieler ein Energizer, laut und kraftvoll. Abseits des Parketts gibt es in der BBL wahrscheinlich kaum einen Spieler, der höflicher und sympathischer ist als Olinde. Vor dem Euroleague-Spiel bei Zalgiris Kaunas an diesem Freitag (19 Uhr, Magentasport) spricht er ruhig über den starken Saisonstart von Alba, seine Entwicklung, seine Träume. Seine Hamburger Herkunft ist nicht nur durch das „Moin“ zur Begrüßung klar zu erkennen.

Beliebt war Olinde bei Fans, Spielern und Trainern durch seine umgängliche Art und seinen Einsatz immer, doch so wichtig wie aktuell war er bei Alba noch nie. Während viele seiner Kollegen durch die Europameisterschaft im Sommer kaum Pausen hatten und sich in der Anfangsphase der Saison einer nach dem anderen verletzt haben, ist der Small Forward bereits in bestechender Form. „Er ist gerade in einem sehr guten Moment und ich hoffe, dass er lange so weitermachen kann“, sagt Trainer Israel Gonzalez.

Olinde selbst wirkt fast ein bisschen überrascht darüber, dass seine aktuellen Leistungen so viele Schlagzeilen machen. Er sieht keinen großen Leistungssprung, sondern die Fortführung eines Entwicklungsprozesses – allerdings wurde dieser in der Vergangenheit immer mal wieder durch Verletzungen gebremst.

Ich würde gerne in die NBA gehen.

Louis Olinde über sein großes Ziel

Angesichts mehrerer Jahre als Jungprofi in Bamberg und nun bereits der dritten Saison bei Alba vergisst man fast, dass Olinde erst 24 ist und sein Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft hat. „Natürlich geht man in jede neue Saison und will besser werden“, sagt er. Dafür hat er im Sommer viel gearbeitet. Kraftaufbau, Verletzungsprävention und Wurftraining. Viel Wurftraining. „Ich war viel in der Halle und fühle mich sehr confident mit meinem Wurf“, sagt Olinde. „Das sieht man jetzt auch in den Statistiken.“

Gerade die Dreierquote ist die auffälligste Verbesserung in seinem Spiel. Die Datenlage ist nach elf von rund 80 Spielen zwar noch recht dünn, doch wettbewerbsübergreifend 14 Treffer bei 28 Versuchen sind ein herausragender Wert, nicht nur verglichen mit den vergangenen Spielzeiten. In der Euroleague ist er mit einer Dreierquote von 70 Prozent sogar absolute Spitze, auch wenn andere Spieler natürlich deutlich häufiger werfen. Ein Spezialist wie sein verletzter Teamkollege Marcus Eriksson wird Olinde nie werden, doch ein sicherer Distanzwurf ist für seine Entwicklung enorm wichtig.

Denn der Hamburger bringt körperlich alles mit für eine noch größere Karriere. Mit seiner Größe von 2,05 Meter, seinen langen Armen und einer für seine Statur bemerkenswerten Dynamik ist er in der Verteidigung eine Allzweckwaffe gegen ganz verschiedene Spielertypen. Offensiv ist er praktisch nicht aufzuhalten, sobald sich vor ihm etwas Platz bietet. Dabei kommt ihm das schnelle Berliner Spiel entgegen. Neben den vielen Blocks landen auch seine krachenden Dunks immer wieder unter den Höhepunkten.

Die Stabilität des Wurfes war bisher eine der Baustellen, auf dem Weg zu seinem großen Traum. „Ich würde gerne in die NBA gehen“, sagt Olinde, macht sich dabei aber keinen Stress. Er hat noch viele Jahre als Basketballprofi vor sich und weiß, dass er für die US-Glitzerliga noch an sich arbeiten muss. An seinem Wurf, an seiner Muskulatur. Bei Alba hat er dafür ideale Voraussetzungen, allerdings läuft sein Vertrag Ende der Saison aus. Ein Verbleib in Berlin ist keinesfalls ausgeschlossen, viele Gedanken macht sich Louis Olinde über seine Zukunft aber noch nicht. „Die Saison hat gerade erst angefangen, das ist noch kein Thema.“

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