1:3-Schock gegen RB Leipzig: Dem FC Bayern droht die erste titellose Saison seit 2012

Thomas Tuchel flüchtete nach dem schweren Bayern-Patzer bei der vorletzten Meisterprüfung in die Katakomben und ließ seine ebenfalls geschockten Spieler allein auf dem Rasen zurück. Der FC Bayern München hat Borussia Dortmund die Meistertür mit einem 1:3 (1:0) gegen den DFB-Pokalfinalisten RB Leipzig ganz weit aufgemacht.

„Abgezockt sieht anders aus“, sagte Bayern-Kapitän Thomas Müller bei Sky. „Wir haben RB mit eigenen Fehlern eingeladen. Drei Tore nach einem Eckball für uns und zwei Elfmeter sprechen für sich. Wir müssen jetzt schauen, diesen Nackenschlag wegzustecken. Jetzt will ich erst mal sehen, dass Dortmund beide Spiele gewinnt.“ Die Titelchance sei weiterhin da. „Wir müssen jetzt in der kommenden Woche zusammenstehen.“ 

Dann geht’s nach Köln. Die Münchner Serienmeister müssen nach der ersten Bundesliga-Heimniederlage seit Januar 2022 fürchten, dass der einen Punkt zurückliegende BVB am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) mit einem Erfolg beim FC Augsburg an ihnen vorbeizieht. Die erste titellose Saison seit 2012 könnte mit heftigen Turbulenzen im Verein nun zur Realität werden – mit Konsequenzen bis hinauf in die Vereinsführung. 

Vorstandschef Oliver Kahn und Co. saßen am Samstagabend konsterniert auf der Tribüne der ausverkauften Allianz-Arena. Das Team des erfolglosen Trainers Tuchel funktionierte und harmonierte nur in den ersten 30 Minuten. Es taumelte später in die Niederlage. Die Fußball-Bundesliga erlebt vielleicht eine Zeitenwende.

Nur eine Stunde lief das Bayern-Spiel nach Plan

Lange Zeit hatten Tuchel und seine entzauberten Stars eine Hand an der Meisterschale. Vor 75 000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena sorgte Nationalspieler Serge Gnabry in der 25. Minute für das 1:0. Die Bayern hatten das Spiel im Griff – bis Leipzig zulegte und bei seinen Chancen eiskalt zurückschlug.

Der mutmaßliche Bayern-Zugang Konrad Laimer erzielte bei einem Konter nach einem abgewehrten Münchner Eckball den Ausgleich (65.). Und es kam noch ärger für den Tabellenführer: Der Franzose Christopher Nkunku verwandelte nach einem Foul seines Landmanns Benjamin Pavard an ihm den fälligen Elfmeter (76.). Und es folgte noch ein Strafstoß. Diesmal verwandelte Dominik Szoboszlai nach einem Handspiel von Bayern-Verteidiger Noussair Mazraoui (85.). 

Abgezockt sieht anders aus.

Bayern-Profi Thomas Müller

Leipzig löste mit dem Sieg vorzeitig als Tabellendritter das Champions-League-Ticket. „Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen“, sagte Laimer. Dann habe man „die Chancen gekriegt und gemacht“. Die Leistung beim ersten RB-Sieg in München sei in der zweiten Hälfte „erwachsen und reif“ gewesen, lobte Laimer seine Mannschaft.

Nur eine Stunde lang lief das Bayern-Spiel nach Plan. Der 27-jährige Gnabry erzielte das 2700. Bayern-Heimtor in der Bundesliga. Es war Gnabrys fünfter Treffer in den vergangenen vier Partien. Und das Tor war von hinten bis vorne beim Angriffszug über den starken Joao Cancelo und Kapitän Thomas Müller wunderbar heraus kombiniert. Gnabry schloss mit einem strammen Schuss an den Innenpfosten ab. Bundestrainer Hansi Flick durfte sich als Tribünengast über Gnabrys Form-Hoch vor den drei Länderspielen im Juni freuen.

„Wir müssen unsere Sachen erledigen“, hatte Tuchel vor dem Anpfiff bei Sky zum engen Titelrennen mit dem BVB gesagt. Er stellte seine Elf einen Tick defensiver auf, indem er im Vergleich zum 6:0 gegen Schalke Leon Goretzka für Leroy Sané nominierte. „Mit einer Sechs war es mir zu riskant“, begründete Tuchel seine Vorsicht gegen die konterstarken Leipziger.

Deren Offensive trat erst in Rückstand liegend in Erscheinung. Dreimal musste Bayern-Torwart Yann Sommer in kurzen Abständen gegen Dominik Szoboszlai (34.), Christopher Nkunku (34.) und Dani Olmo (37.) parieren. Nach der Pause waren die Münchner im Vorwärtsgang nicht mehr zwingend, während die Leipziger total effektiv auftraten. (dpa)