Berliner gewinnen 1:0 in Belgien: Der 1. FC Union überwintert in der Europa League
Die Sekunden tickten herunter, die Spieler des 1. FC Union sehnten den Abpfiff herbei. Als es dann endlich geschafft war, lagen sich die Berliner in den Armen. Durch ein hart erkämpftes 1:0 (0:0) bei Royale Union St. Gilloise überwintert der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga in der Europa League. Als Gruppenzweiter hinter den Belgiern bekommen es die Berliner im Februar mit einem Absteiger aus der Champions League zu tun – und damit vermutlich mit einem ganz großen Namen wie dem FC Barcelona oder Juventus Turin.
Abseits des Rasens war die Reise nach Belgien für Union bis dahin eher unerfreulich verlaufen. Am Mittwochabend hatte Union mitgeteilt, dass der Verein gemeinsam mit drei Fans im Eilverfahren gegen das Betretungsverbot der Stadt Leuven geklagt hatte. Tickets für das Spiel durften die Berliner aufgrund einer Uefa-Sperre in Folge der Zuschauerausschreitungen in Malmö ohnehin nicht verkaufen, doch einige Anhänger hatten den Weg nach Belgien trotzdem angetreten.
Knapp anderthalb Stunden vor dem Spiel war dann klar: die Klage wurde abgelehnt, das Betretungsverbot blieb bestehen. Rund 50 Berliner Fans und der frühere Union-Profi Toni Leistner, der mittlerweile in Belgien spielt, schafften es dennoch ins Den-Dreef-Stadion.
Dort sahen sie eine starke Anfangsphase ihrer Mannschaft. Urs Fischer hatte am Vortag noch an das Hinspiel erinnert, das ihm nicht nur wegen der 0:1-Niederlage nicht positiv in Erinnerung geblieben ist. „In diesem Spiel waren wir einfach nicht bereit für die Aufgabe und haben die erste Hälfte weggeschenkt“, monierte der Schweizer.
Am Donnerstag war sein Team von Beginn an hellwach. Während sich die Berliner zuletzt vor allem als Spezialisten der späten Tore präsentiert hatten, erwischten sie in Leuven einen Traumstart. Es waren keine sechs Minuten gespielt, da rettete Christopher Trimmel einen Ball mit dem Kopf kurz vor dem Seitenaus. Sheraldo Becker hatte erstaunlich viel Zeit und zauberte eine perfekte Vorlage auf den Rasen. Sein Außenristpass flog präzise über die Köpfe der belgischen Verteidiger, hatte den richtigen Drall, die richtige Geschwindigkeit. Sven Michel flog mit ausgestrecktem Bein heran und spitzelte den Ball in die rechte Ecke.
Das frühe Tor tat dem Spiel gut. Die Berliner hatten durch Danilho Doekhi nach einer Trimmel-Ecke eine weitere Chance, doch langsam fand auch St. Gilloise ins Spiel. Die Belgier standen schon vor dem Anpfiff als Gruppensieger fest, doch kampflos wollten sie sich nicht ergeben. Nach knapp 20 Minuten starteten sie die erste kleine Druckphase und ganz sattelfest wirkte die sonst so sichere Union-Abwehr nicht. Die erste wirklich gefährlichen Szene ließ dennoch bis zur 37. Minute auf sich warten. Gustaf Nilsson dribbelte sich mit etwas Glück in den Strafraum, Robin Knoche blockte seinen Schuss allerdings in letzter Sekunden.
Zu diesem Zeitpunkt war im Parallelspiel gerade das erste Tor gefallen. Ricardo Horta brachte Sporting Braga gegen Malmö FF in Führung und damit waren auch die ohnehin kleinen Hoffnungen auf Schützenhilfe auf ein Minimum geschrumpft. Einen großen Unterschied machte das für Union aber nicht, um aus eigener Kraft weiterzukommen, brauchten die Berliner ohnehin einen Sieg.
In der Schlussphase der ersten Halbzeit geriet die Führung des Bundesliga-Spitzenreiters aber ins Wanken. Simon Adingra tauchte plötzlich allein vor Frederik Rönnow auf, scheiterte mit seinem Schuss aber an der guten Parade des Berliner Torwarts. Der Linienrichter hatte zwar seine Fahne gehoben, die Abseitsposition war aber durchaus fraglich.
So ging es mit einem 1:0 in die Pause – und danach mit einer unschönen Überraschung weiter. Rönnow blieb verletzt in der Kabine, seinen Platz im Berliner Tor nahm Lennart Grill ein. Der Ersatzkeeper führte sich gleich mit einem Fehlgriff bei einer Flanke ein und hatte Glück, dass Adingra das Tor aus spitzem Winkel verfehlte. Eine knappe Viertelstunde später reagierte er bei einem Schuss von Bart Nieuwkoop aber gut.
Es war ein knappes Spiel und nicht wirklich zu erahnen, dass es für St. Gilloise um nicht viel mehr als die Ehre ging. Union zog sich nun weiter zurück und hatte durch Becker eine Konterchance. Nach einer Stunde brachte Fischer frische Kräfte, so effektiv wie beim 2:1 gegen Gladbach waren die Einwechslungen dieses Mal aber nicht.
Es blieb eng und nur ein Gegentor hätte Unions Traum vom Überwintern in der Europa League zerstört. Doch Knoche vereitelte die beste Chance der Belgier und auf eines kann man sich in dieser Saison verlassen. Mehr als ein Tor fällt bei internationalen Spielen der Berliner nicht. (Tsp)
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