Das Pokalderby ist Futter für eine echte Rivalität
Die Berliner Derbyhistorie liest sich im internationalen Vergleich immer noch bescheiden. Atlético und Real Madrid haben bereits im Finale der Champions League gegeneinandergespielt, Boca Juniors und River Plate aus Buenos Aires im Endspiel der Copa Libertadores, die Stadtduelle in Mailand, Istanbul oder Glasgow fesseln die Menschen in der Region bereits Wochen im Voraus. Selbst in Deutschland sind die Aufeinandertreffen in Hamburg oder im Ruhrpott deutlich brisanter. Als höchster Punkt der Berliner Derbygeschichte muss bisher das Achtelfinale im DFB-Pokal zwischen Tennis Borussia und Hertha BSC (4:2) im Herbst 1998 im Olympiastadion herhalten. In der Bundesliga gab es gerade mal acht Stadtduelle, vier Mal standen sich in den 70ern Hertha und TeBe gegenüber, vier Mal seit 2019 Hertha und der 1. FC Union.
Die Rivalität zwischen den beiden aktuellen Berliner Bundesligisten ist noch jung, doch sie wird größer. Das Duell im DFB-Pokal, das am Sonntag für das Achtelfinale ausgelost wurde, kann dabei eine wichtige Rolle einnehmen. Denn Derbys leben von Abgrenzung, von unterschiedlichen Identitäten, aber natürlich auch von der Historie, von heldenhaften Siegen, tragischen Niederlagen, großen Ungerechtigkeiten. So entstehen echte Rivalitäten, die weit über das hinausgehen, was bisher zwischen Hertha und Union herrscht.
Der fußballaffine Teil der Stadt kann sich auf ein echtes Highlight freuen, auch wenn das Olympiastadion im Januar nicht der einladendste Ort Berlins ist. In 90 oder sogar 120 Minuten geht es um die sportliche Vorherrschaft in der Stadt. Die Bundesliga mit ihren 34 Spieltagen ist der ehrlichere Wettbewerb, doch emotional geht nichts über einen Pokalfight. Vermutlich wird das Spiel sogar live im Free-TV übertragen und zumindest national mehr Aufmerksamkeit bekommen als je zuvor. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Rivalität in den richtigen Bahnen entlädt: in einem spannenden Spiel, einer tollen Stimmung und vielen neuen Derbygeschichten.