Werbe-Abos von Netflix und Disney+: Fast wie lineares Fernsehen
Kurt Sagatz möchte wenigstens bei bezahlten Diensten von Werbeunterbrechungen verschont werden.
Fernsehen produzieren kostet Geld. Die Mittel dafür stammen entweder aus den Gebührengeldern der Zuschauer oder bei den Privatsendern aus den Werbeerlösen. Um Letztere ist es im Moment nicht zum Besten bestellt, die schwache Konjunktur macht sich auch in den Werbebuchungen bemerkbar.
Besonders in Deutschland lief das Werbegeschäft zuletzt schlecht, vermeldete die RTL-Gruppe. Und auch bei der konkurrierenden ProSiebenSat1-Gruppe war das zweite Quartal „wie erwartet weiter von einem schwachen Werbemarkt“ geprägt. Wobei die Privatsender zunehmend unter Druck stehen, weil sie zunehmend Geld in ihre Streaming-Aktivitäten pumpen müssen, um auf lange Sicht konkurrenzfähig zu bleiben.
Weniger Werbebuchungen sind für die Sender eine Belastung, viele Zuschauer empfinden indes zu lange Werbeunterbrechungen als störend. Der Zulauf der Streamingdienste hat nicht nur etwas mit den vermeintlich attraktiveren Inhalten zu tun – inzwischen gibt es dort auch immer mehr vom immer gleichen. Auch die Abwesenheit von Werbung war lange Zeit ein Pluspunkt sowohl beim Pay-TV als auch bei den Streaming-Diensten auf Abo-Basis.
Das Freikaufen wird teurer
Doch die Unterteilung in Fernsehen mit Werbung und Streaming ohne Advertising beginnt zu bröckeln. Amazon Prime betreibt mit Freevee sogar einen kostenfreien Streamingdienst, in dem Werbeunterbrechungen ebenso normal sind wie im klassischen TV. Auch bei den Bezahldiensten wird Werbung zunehmend zum Standard. Zuerst hat Netflix ein preiswerteres Abo mit Werbung eingeführt, im November wird Disney+ nachziehen. Wann die Konkurrenz nacheifert, ist nur eine Frage der Zeit.
Immerhin hat man bei Netflix und Disney+ weiterhin die Wahlfreiheit, die teureren, dafür aber komplett werbefreien Abos zu bezahlen. Noch gibt es neben Premium-Abos und den Standard- beziehungsweise Basis-Abos mit Werbung auch solche ohne Unterbrechung. Wer weiß, wie lange noch.