Christof Kreutzer im Interview: „Ohne Abstieg wäre es besser in der DEL“
Christof Kreutzer, am Donnerstag spielen Sie bei den Eisbären. Die Rollen sind klar verteilt, sie treten als Tabellenzwölfter beim Zweiten an. Was erwarten Sie?
Wir sind da der Underdog, der nach Berlin kommt zu einem der Meisterschaftsfavoriten. Da müssen wir nicht diskutieren, wir müssen natürlich unser bestes Hockey spielen, um da was mitzunehmen. Wir haben schon zweimal zu Hause gegen die Eisbären gespielt in dieser Saison. Im ersten Spiel sah das nicht so gut aus, im zweiten hätten wir Punkte mitnehmen können.
Überrascht Sie der Höhenflug der Berliner nach der für Eisbären-Verhältnisse doch völlig verkorksten Saison davor?
Nein, das überrascht mich nicht. Eher überraschend ist, was vorher passiert ist. Aber manchmal ist das so, da bist du zweimal Meister geworden wie die Eisbären, dann fehlt der ein oder andere Spieler und man kommt in so einen Strudel rein. Die Eisbären sind nicht die erste Mannschaft, der so etwas passiert ist. Aber sie haben die Qualität und haben sich ja jetzt auch gut verstärkt.
Ihre sportliche Situation ist eine ganz andere als die der Berliner. Sie spielen mit Augsburg erneut um den Klassenerhalt. Den Abstiegskampf gibt es nun erst wieder im dritten Jahr, wie sehen sie das Thema Abstieg?
Wir hatten das jahrelang nicht, aber viele Fans und auch die zweite Liga wollten die Einführung des Auf- und Abstieges. Sicher argumentiere ich nun aus der Perspektive von jemanden, der unten in der Tabelle steht: Aber es wäre schon besser, wenn es wieder so wäre, wie es vorher war.
Ohne sportlichen Abstieg meinen Sie?
Ja. Dann hätten wir andere finanzielle Möglichkeiten. Es ist für die Klubs, die unten stehen, schwierig, da geht es doch ums nackte Überleben. Zudem gibt es auch sehr viele Trainerwechsel in der Saison, die den Klub Geld kosten und die nicht immer sinnvoll sind, sondern nur aus einer Situation heraus passieren. Und was ich ganz wichtig finde: In den Jahren zuvor hatten wir viele junge Spieler, die wir reifen lassen konnten. Das ist nun anders, weil wir unter Druck stehen. Ich kann den jungen Spielern gar nicht so viel Zeit geben, weil es für den Klub ums Überleben geht.
Die Situation vor dieser Saison in Augsburg war nicht dankbar, sportlich war Augsburg zusammen mit Bietigheim abgestiegen, sie wussten lange Zeit nicht, ob aus der DEL2 noch ein Klub nachrückt oder nicht.
Ja, das war hart. Zu 95 Prozent habe ich für die zweite Liga geplant und wir hatten weniger Möglichkeiten als die anderen Wettbewerber. Vielen Spielern war es zu unsicher zu uns zu kommen, weil die eben nicht in der zweiten Liga spielen wollten.
Auch in der momentanen Situation können Sie nicht so weit in die Zukunft schauen, oder?
Ja, auch jetzt ist das so eine Sache. Eigentlich fängst Du in dieser Saisonphase an mit den Verpflichtungen für die nächste Saison, aber für Düsseldorf, Iserlohn, Nürnberg und uns ist das schwer. Wir können eigentlich nicht warten, denn dann sind viele Spieler nicht mehr zu haben, gerade was den deutschen Markt anbelangt.
In der Zeit vor Einführung des Abstieges war es so, dass schon vor Ende der Hauptrunde viele Teams ohne Chancen auf die Play-offs ihre Kader ausgedünnt haben, um Geld zu sparen …
Stimmt, aber das finde ich auch nicht in Ordnung, Aber das könnte man ja regeln.
Sie sind jetzt ein paar Jahre in der DEL als Trainer unterwegs. Augsburg ist ihre dritte Station. Nach wie vor sind deutsche Trainer in der Minderheit in der DEL, derzeit sind es mit ihnen vier. Woran liegt das?
Natürlich ist das schade, aber das entscheidet ja die Klubführung. Und da setzen sie eben vor allem auf Nordamerikaner.
Die DEL ist nordamerikanisch dominiert, auch die Kabinensprache ist Englisch. Es soll sogar einen deutschen Trainer geben, der Englisch mit seinen Spielern spricht …
Davon habe ich auch schon gehört (lacht). Klar, es wird Englisch gesprochen, weil eben ein großer Anteil an ausländischen Spielern da ist. Aber mal im Ernst: Warum soll ich mit den deutschen Spielern nicht Deutsch sprechen?