Breeders Crown auf der Trabrennbahn Mariendorf: Jorma Kontio gelingt ein kleines Wunder

Am Wochenende hatte Jorma Kontio die Mariendorfer Rennbahn das erste Mal seit langer Zeit wieder aufgesucht. Wenige Stunden später saß der in Schweden lebende Finne schon wieder im Flieger Richtung Heimat. Dazwischen lag ein Triumph, der das Publikum gewaltig beeindruckte. Denn der 69-Jährige hatte im wichtigsten Einzelrennen des mit 385.000 Euro dotierten Breeders-Crown-Turniers sein ganzes Können aufgezeigt.

Kontio kam, sah und siegte. Er steuerte nur ein einziges Pferd – aber wie! Im Hauptlauf der fünfjährigen Traber um 55.000 Euro trat der Sportler mit Hildalgo Heldia an. Einem Wallach, der lediglich als Außenseiter gehandelt wurde. Eine Fehleinschätzung der wettenden Zuschauer, denn sie hatten ihre Rechnung ohne einen der weltbesten Fahrer gemacht.

Weit über 11.000 Erfolge hat Kontio bisher gefeiert und liegt damit in der europäischen Rangliste hinter dem Deutschen Heinz Wewering (16.932 Siege) auf Rang zwei. Wohl niemand wird dem Finnen diese Platzierung jemals mehr streitig machen und warum der Sportler diesen Stellenwert innehat, führte er allen eindrucksvoll vor Augen.

Obwohl Kontio seinen vierbeinigen Schützling Hidalgo Heldia zuvor noch nie gesteuert hatte, übernahm er sofort die Spitze des Rennens und schlug ein derartig rasantes Tempo ein, dass jeder vermutete, das Pferd würde dieses Pensum niemals durchstehen können. Doch weit gefehlt: Der Außenseiter wuchs über sich hinaus und fertigte die Gegner souverän ab. Das Ganze in neuer deutscher Rekordzeit – Kontio hatte mit dem Traber zweifellos ein kleines Wunder vollbracht.

Bei der anschließenden Ehrung blieb er dennoch bescheiden und sagte: „Das Pferd hat die Leistung gebracht, nicht ich.“ Ein absolutes Understatement, denn Jorma Kontios Anteil am Erfolg war riesig.

Mit seinen 69 Jahren war der Finne aber noch nicht einmal der Alterspräsident unter den Fahrern. Den Vogel schoss nämlich der Franzose Jean-Pierre Dubois (82) ab, der ebenfalls zur Elite gehört und 1979 – also schon vor Ewigkeiten – den Prix d’Amérique gewonnen hatte, das wichtigste Trabrennen der Welt.

Dubois wollte die Fahrleine eigentlich längst an den Nagel hängen, zumal ihm eine Covid-Infektion schwer zu schaffen gemacht hatte. Doch das Berliner Meeting reizte ihn so sehr, dass er nochmal eine Ausnahme machte. Eine gute Entscheidung, die prompt mit einem Sieg mit der Stute Look of Love belohnt wurde.

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