Breaking feiert Olympia-Premiere: Jilou Rasul lebt für den besonderen Moment
Am kommenden Wochenende steht für Jilou Rasul ein Auftritt an, den sie in dieser Form noch nie erlebt hat: In Shanghai geht der erste von zwei Qualifikations-Wettkämpfen in der Disziplin Breaking für die Olympischen Spiele im Sommer über die Bühne. Nur die zehn besten von insgesamt 40 Teilnehmenden, die nun in China und im Juni in Budapest ihre Tanzperformances präsentieren, werden bei der olympischen Premiere dieser Sportart dabei sein. Sechs weitere Tänzerinnen haben ihre Teilnahme bereits sicher.
Die Aufregung bei Deutschlands bester Breakerin, die in Berlin lebt, hält sich aber noch in Grenzen. „Ich kenne die Bühne Olympia bislang nicht, insofern weiß ich auch noch nicht, wie sich das anfühlt“, sagt die 31-Jährige, die schon zweimal WM-Dritte war.
Dennoch möchte sie diese Chance ergreifen, ihre Moves, wie die einzelnen Bewegungen im Breaking-Sport heißen, auf der größtmöglichen Bühne zu präsentieren, noch dazu an prominenter Stelle auf dem Place de la Concorde, zwischen dem Arc de Triomphe und dem Louvre. „Vorfreude spüre ich natürlich total“, sagt sie.
Die Szene fremdelt nach wie vor mit Olympia
Trotz der Chance auf mehr Aufmerksamkeit durch die Spiele fremdeln viele Tänzerinnen und Tänzer mit den Regeln und Verträgen, die das Internationale Olympische Komitee (IOC) diesem Sport auferlegt hat. Eine feste Vereins-Mitgliedschaft etwa, die verbindlich ist, widerspricht eigentlich der Kultur im Breaking. „Das ist ein Kompromiss, den man jetzt einfach eingeht“, sagt Jilou.
Mehr als eine Zweckgemeinschaft werden der Breaking-Sport und das IOC auch nicht eingehen. Bevor sich das Breaking olympisch etablieren konnte, ist es für die Spiele 2028 in Los Angeles schon wieder aus dem Programm geflogen – für Lacrosse und Flag Football, die sich in den USA größter Beliebtheit erfreuen. „Wir brauchen das IOC nicht, aber das IOC braucht uns“, gibt sich Jilou diesbezüglich trotzig. Lachend ergänzt sie: „Die Jugend interessiert sich nicht fürs Tontaubenschießen, fürs Breaking schon.“
Ballett ist nicht auf einer Party entstanden, Breaking aber schon.
Jilou über den Freestyle-Charakter ihres Sports
Anfang der 70er-Jahre ist das Breaking als Teil der Hip-Hop-Kultur in New York entstanden. Nach und nach nahm die Popularität zu. Auch wenn sich der Sport zum Teil des olympischen Programms entwickelt hat, so achtet die Szene sehr darauf, ihre ursprünglichen Werte zu bewahren.
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Anders als im organisierten Sport, wo der Verein oft das gemeinsame Training definiert, fühlen sich Breaker einer Crew zugehörig. Diese besteht aus anderen Tänzerinnen und Tänzern, mit denen man nicht nur gemeinsam trainiert, sondern Einstellung und Lebensweise teilt. In der Flying Steps Academy in Kreuzberg trainiert Jilou häufig, weil sie hier auf viele Gleichgesinnte trifft.
Weil es auf ihrem Niveau aber auch darum geht, die Moves stetig zu verbessern, reist sie regelmäßig nach Dresden und Leipzig, um mit den besten Trainern in Deutschland zu arbeiten. Choreografen, die sich in anderen Tanzdisziplinen oder in anderen künstlerischen Sportarten um den Ausdruck der Athletinnen und Athleten kümmern, gehören allerdings nicht dazu. „Ballett ist nicht auf einer Party entstanden, Breaking aber schon“, sagt Jilou.
Das wird auch bei den Wettkämpfen deutlich. Für welche Beats sich die DJs im Wettkampf entscheiden, wissen Jilou und ihre Mitstreiterinnen vorher nicht. Beim Breaking geht es eben darum, „im Moment und eins mit der Musik“, zu sein, wie sie es beschreibt. Jede Performance hat somit ihren eigenen Charakter und bleibt ein Unikat.
Bei den sogenannten Battles geht es darum, die Jury von Ausdruck und Einzigartigkeit zu überzeugen. Entsprechend sind die Gedanken an Paris und Olympia in diesem Moment noch weit entfernt.