Ausreißer Houle kommt durch – Kämna und Walscheid steigen aus
Simon Geschke verteidigte ungeachtet neuer Corona-Sorgen mit großem Kämpferherz sein Bergtrikot, Titelverteidiger Tadej Pogacar brachte den Mann in Gelb mit scharfen Attacken ins Schwitzen: Der Kampf um das Podium bei der 109. Tour de France hat sich zum Auftakt der Pyrenäen-Trilogie am Dienstag zugespitzt. Fast schon erwartungsgemäß schaltete Pogacar in den Angriffsmodus – wenn auch noch ohne Erfolg. Jonas Vingegaard zeigte auch auf der 16. Etappe über 178,5 Kilometer von Carcassonne nach Foix, auf der Ausreißer Hugo Houle für den ersten kanadischen Sieg seit 34 Jahren sorgte, keine Schwäche und bleibt weiter auf Siegkurs und in Gelb.
Für zwei Deutsche ist dagegen die Tour beendet: Der bislang so angriffslustige Lennard Kämna stieg wegen einer Erkältung nicht mehr aufs Rad, für Maximilian Walscheid war das Rennen dagegen wegen eines positiven Corona-Tests beendet. Damit sind nur noch sieben von ursprünglich neun gestarteten deutschen Radprofis dabei.
Das Tour-Aus von Cofidis-Teamkollege Walscheid dürfte Geschke in Alarmstimmung versetzen, schließlich hat sich der gebürtige Berliner in den vergangenen Tagen mit Walscheid oftmals das Zimmer geteilt. Geschke zeigte aber trotzdem wieder große Courage, sicherte sich auch am achten Tag in Serie das Bergtrikot und baute seine Führung bei der Kletterpartie sogar noch aus. Der 36-Jährige überquerte als Erster den 1517 Meter hohen Port des Lers, sicherte sich auch am letzten Anstieg zwei wichtige Punkte und erreichte als Achter das Ziel.
Das Gelbe Trikot bleibt auf den Schultern von Vingegaard, der am vorletzten Anstieg von Pogacar einige Male attackiert wurde, aber jederzeit Herr der Lage war. Beide erreichten knapp sechs Minuten später das Ziel. Zum Showdown kommt es nun bei den Bergankünften in Peyragudes und Hautacam am Mittwoch und Donnerstag.
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Doch im Duell um Gelb verlieren die Stars der Szene zunehmend ihre wichtigsten Trümpfe. Nachdem Vingegaard am Sonntag die beiden Edelhelfer Primoz Roglic und Steven Kruijswijk verloren hat, droht Pogacar nun der Verlust seines dritten Helfers Marc Soler. Der Spanier musste sich während der Etappe übergeben, suchte mehrmals den Tour-Arzt auf und kämpfte sich kurz vor dem Besenwagen die Berge hinauf.
Die Entscheidung über den Tagessieg fiel am letzten Anstieg, als sich Houle absetzte. Bereits frühzeitig hatte sich eine 29-köpfige Ausreißergruppe gebildet, die beim Ritt über zwei Berge der ersten Kategorie im letzten Drittel der Etappe immer mehr auseinanderfiel. Auch Kapitän Alexander Wlassow vom deutschen Bora-Team konnte nicht dranbleiben, rückte aber durch einen sechsten Platz auf einen Top-Ten-Platz in der Gesamtwertung vor.
Hitze, Corona, Krankheiten – zum Auftakt der dritten Tour-Woche spürt das Peloton zunehmend die Strapazen. Der bislang so angriffslustige Kämna fehlte am Dienstag an der Startlinie. Der 25-jährige Norddeutsche klagt bereits seit Tagen über einen kleinen Infekt, auch am Ruhetag hatte sich sein Zustand nicht gebessert. Der Corona-Test fiel beim 25-Jährigen wie bei seinen Teamkollegen negativ aus.
Walscheid wurde positiv auf Corona getestet
Kämna gehörte bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt aufgrund seiner aggressiven Fahrweise zu den positiven Erscheinungen aus deutscher Sicht, auch wenn ihm ein Happy End verwehrt geblieben war. Auf der Etappe nach La Planche des Belles Filles hatten ihm nur 100 Meter zum Tagessieg gefehlt, wenige Tage später verpasste er das Gelbe Trikot in Megève um elf Sekunden.
Walscheid wurde indes als elfter Fahrer positiv auf Corona getestet, nachdem es zuvor auch die beiden Franzosen Aurélien Paret-Peintre und Mikaël Chérel vom AG2R-Teams erwischt hatte. „Nach der ganzen Arbeit ist dies eine große Enttäuschung. Ich hatte einen ernsten Unfall im Frühjahr, aber das Team gab mir das Vertrauen. Ich brachte mich zurück in Form, war bereit und glücklich, in Dänemark am Start zu sein. Paris nicht zu erreichen, ist frustrierend. Es gab aber keine andere Wahl“, schrieb Walscheid auf Instagram. (dpa)