Auf Sommerspuren: Eine Vorbesichtigung im Berliner Auktionshaus AD fine art

Ein Ausblick auf Brandmauern, ein Bach plätschert gemächlich durch die menschenleere Häuserlandschaft. Mit 60.000 Euro geht Werner Heldts Ölgemälde „Herbsttag“ bei der Frühjahrsauktion von AD fine art an den Start. Entstanden ist das schmale Breitformat wohl 1935 in der Berliner Ateliergemeinschaft Klosterstraße an der Spree. Die erstaunlich warme Farbgebung des immer wieder von Depressionen heimgesuchten Malers mag von seinem vorherigen Aufenthalt auf der Sonneninsel Mallorca rühren, die er wegen des spanischen Bürgerkrieges verlassen musste.

Werner Heldt wird gerade im Kunstforum Berliner Volksbank gezeigt

Das Ateliergebäude wurde 1945 kriegszerstört, der „Herbsttag“ aber gelangte 1957 in eine Ausstellung der Kestner-Gesellschaft in Hannover. Heldt, dem die Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank gerade anlässlich seines siebzigsten Todestages eine Doppelschau mit seinem Namensvetter Burkhard Heldt widmet, nahm sein Motiv 1951 erneut auf, änderte jedoch Details. Eine Version befindet sich heute in der Neuen Nationalgalerie Berlin.

Zur Berliner Nachkriegsmoderne gehört auch Alexander Camaro, der 1946 ins Umland der Trümmerstadt entfloh, um dort flüchtige Landschaftsimpressionen zu malen (je 750 Euro). Er war in Breslau Student des Expressionisten Otto Mueller, der in der Auktion mit einer seltenen handkolorierten Lithografie eines liegenden weiblichen Aktes von 1919 vertreten ist (18.000 Euro).

Alfred Partikel trieb die Sehnsucht nach Frieden

Bei Ernst Wilhelm Nay wurden Sommeraufenthalte an der pommerschen Ostseeküste zur Inspirationsquelle. Seine „Menschen in der Brandung“ von 1934 aus der frühen Serie der „Dünen- und Fischerbilder“ treiben hier in stilisierten Formen ihr Spiel mit den Meereswellen, das Bild wird zum Einstiegsangebot von 30.000 Euro versteigert.

Eine ländlich-mythische Idylle beschwor Alfred Partikel 1919 in leuchtenden Farben. Sein Gemälde (6.000 Euro), das anschließend nicht nur auf der Grossen Berliner Kunstausstellung für Aufsehen sorgte, zeugt von der Sehnsucht nach Frieden nach den Kriegsgräueln. Es dokumentiert wie auch der Schaffenskraft dieses ostpreußischen Landschafters, zu dessen Freunden Gerhard Marcks zählte. Dessen „Kleines stehendes Liebespaar“ von 1973 ist bei AD fine art mit 3.800 Euro angesetzt.

Eine weibliche Ruhende mit fast kubistischen Anklängen inszenierte 1925 Annot alias Anna Ottilie Jacobi, Großnichte von Adolph Menzel, in einem Ölgemälde von satter ruhiger Farbigkeit (2.400 Euro). Wie ein skulpturales Pendant dazu erscheint Karl Hartungs bronzene „Kleine Liegende mit aufgestütztem Kopf“, gut zwei Jahrzehnte später gegossen (18.000 Euro).

Präsent von den Zeitgenossen sind bei AD fine art während der kommenden Auktion unter anderem Harald K. Schulze, Gerhard Richter, Damien Hirst oder Günther Uecker (Taxen: 2000 bis 30.000 Euro).