Mangazeichnerin Ren M. Pape: „Man braucht nur einen Stift, Papier und etwas Fantasie“

Wer hat sie künstlerisch geprägt? Was ist für sie der besondere Reiz am Erzählen mit Bildern? Und was können sie überhaupt nicht zeichnen? Im Tagesspiegel-Fragebogen geben Zeichnerinnen und Zeichner Einblicke in ihre Arbeit und in ihre Leidenschaft für die Kunstform. Heute: Die deutsche Mangazeichnerin Ren M. Pape, die in dieser Woche Ehrengast der Manga-Comic-Con in Leipzig ist und deren erste lange Manga-Erzählung „Monster Forest“ jetzt bei Egmont Manga als Buch erscheint.

1. Was kommt bei Ihrer Arbeit zuerst: Worte oder Bilder?
Bei mir kommen für eine Idee immer Worte und Bilder zusammen. Manchmal habe ich mehr Bilder im Kopf, manchmal mehr Dialogabschnitte. Beides bringe ich dann in einem Skript zusammen, bis es eine geschlossene Geschichte ergibt. Deswegen zeichne ich auch so gerne Mangas – hier kann man Wort und Bild miteinander kombinieren.

2. Hören Sie beim Zeichnen Musik, und wie beeinflusst Sie das?
Bei der ersten Entwicklung des Skripts höre ich keine Musik. Für das Skript kombiniere ich Dialogtext und Skizzen. Dabei würden mich die Lyrics der Musik zu sehr ablenken. Wenn das Skript fertig ist und es nur noch um das Umwandeln von Skizzen in richtige Zeichnungen geht, höre ich auch gerne mal Musik dabei.

3. Was essen oder trinken Sie am liebsten bei der Arbeit?
Trinken hauptsächlich Wasser und Kaffee. Zum Snacken gehört auf jeden Fall Schokolade dazu, aber ich esse lieber ganze Mahlzeiten, die nicht am Arbeitstisch sind.

4. Angenommen Ihre Wohnung brennt: Welche Comics würden Sie auf jeden Fall aus Ihrem Regal retten?
Ich hoffe alle : )

5. Welche Zeichner/innen und Autor/innen waren für Ihre eigene Entwicklung die prägendsten?
Yoshihiro Togashi hat mich mit seinem Werk „Hunter x Hunter“ sehr geprägt. Die Gestaltung der Welt und Charaktere, aber insbesondere die Erzählweise haben mich sehr beeindruckt. Ich freue mich immer riesig, wenn ein neuer Band von „Hunter x Hunter“ erscheint.
Auch wenn meine Geschichten komplett anders sind, habe ich immer im Hinterkopf: „Es soll Spaß machen zu lesen.“ Ich hoffe, dass ich auch einmal eine fortlaufende Geschichte schreiben werde, bei der sich jemand so sehr auf den nächsten Band freut.

6. Welchen Comic würden Sie jemandem empfehlen, der sonst eigentlich keine Comics liest?
Das ist schwierig zu sagen. Ich könnte nicht allen das gleiche Werk empfehlen, sondern würde erstmal die Person nach ihren Interessen fragen. Bei Comics ist für jeden etwas dabei. Aber sonst natürlich auch meinen eigenen ; )

7. Wenn Sie einen hoch dotierten Preis für das Comic-Lebenswerk zu vergeben hätten, wer würde ihn bekommen?
Yoshihiro Togashi : )

Eine Szene aus „Monster Forest“.
Eine Szene aus „Monster Forest“.

© Egmont Manga

8. Wie würden Sie einem Blinden beschreiben, was das Besondere an Ihren Comics ist?
Ich glaube, dass jeder Comic erstmal etwas Besonderes ist. Alle Autoren/Zeichner haben einen anderen Hintergrund. Das macht sie schon einzigartig und etwas davon wird man in dem Werk wiederfinden. Bei meinen Mangas stehen die Charaktere mit ihrer persönlichen Entwicklung im Vordergrund. Auch wenn es dazu auch mal eine etwas ungewöhnliche Welt geben kann, liegen die Figuren im Fokus. Dabei treffen sich immer eine dunkle Seite und eine helle.

9. Wieso würden Sie einem jungen Menschen raten, Comic-Auto/in zu werden – und wieso würden Sie ihm oder ihr davon abraten?
Ich würde jedem mitgeben, sich einmal kreativ auszuprobieren. Es macht unglaublich viel Spaß, Comics zu schreiben und zu zeichnen. Außerdem kann man das fast überall und immer tun, man braucht nur einen Stift, Papier und etwas Fantasie. Man kann eine alltägliche Situation in eine ganz andere umwandeln, indem man sich fragt: „Was wäre, wenn …“ Man kann ein gesamtes Fantasie-Universum aufbauen. Es gibt keine Grenzen. : )
Gleichzeitig lege ich jedem ans Herz, auf jeden Fall mehrere Eisen im Feuer zu haben. Es kann manchmal sehr lange dauern, bis man Comiczeichner wird. Hat man parallel aber noch einen anderen Werdegang, ist man unabhängig und kann sich, wenn der Erfolg mit den Werken eintritt, dann immer noch dafür entscheiden, doch nur Comics zu zeichnen. 

10. Wie fühlt es sich für Sie an, Ihre Zeichnungen als gedruckte Bücher in der Hand zu halten?
Unreal. Für mich war Comics zeichnen ein großer Jugendtraum und eines meiner Lebensziele. Das gedruckte Werk in Händen zu halten, zeigt mir, dass ich drangeblieben bin und mir diesen Traum erfüllen konnte.

11. Welche Noten hatten Sie im Kunstunterricht?
1-2.

12. Was können Sie überhaupt nicht zeichnen?
Alles, was ich noch nicht gezeichnet habe. Ich muss mich mit allem erst beschäftigen und herausarbeiten und verstehen, wie es natürlich zu zeichnen ist. Dann muss ich mich herantasten, wie ich es zeichnen/darstellen möchte, ob ich etwas besonders detailliert machen möchte oder es doch reduziere.