Auch Filmemacher Jafar Panahi festgenommen

Im Iran ist Medienberichten zufolge mit Jafar Panahi ein weiterer kritischer Filmregisseur festgenommen worden. Der 62-Jährige sei in Gewahrsam genommen worden, berichtete das Nachrichtenportal „Etemad“ am Montag.

Die genauen Umstände der Festnahme waren zunächst unklar, eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Der mehrfach auf internationalen Festivals ausgezeichnete Filmemacher hatte in der Vergangenheit trotz Arbeitsverbot im Iran und Ausreisesperre mehrere Filme realisiert. Sein Film „Taxi Teheran“ wurde 2015 bei den Filmfestspielen in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Bereits am Wochenende wurden im Iran mit dem Berlinale-Gewinner Mohammad Rasoulof und Mostafa Aleahmad zwei prominente Regisseure festgenommen. Rasoulof hatte 2020 mit “Es gibt kein Böses” den Goldenen Bären gewonnen, er wurde ins berüchtigte Teheraner Evin-Gefängnis gebracht und dort verhört.

Die beiden sollen mit einem Aufruf gegen Gewalt die öffentliche Ordnung gefährdet und dabei auch mit Regimegegnern zusammengearbeitet haben, so der Vorwurf und Vorwand der iranischen Justizbehörde.

Rasoulofs Produzenten erklärten, die beiden seien aus ihren Wohnungen geholt worden. Seinen Anwälten zufolge machten die Behörden auch das rechtskräftige Urteil einer einjährigen Haftstrafe von 2019 gegen Rasoulof geltend, die er bisher nicht antreten musste. Das Leitungsduo der Berlinale, Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek, hatten gegen die Verhaftung protestiert.

Panahi hate sich mit seinen festgenommenen Kollegen solidarisiert

Hintergrund des von mehr als 70 Filmschaffenden unterzeichneten Appells ist der Einsturz einer Einkaufspassage in der südwestiranischen Stadt Abadan mit mehr als 40 Todesopfern im Mai. Proteste wurden daraufhin von Polizei und Sicherheitskräften gewaltsam unterdrückt. Unter dem Hashtag „Put your gun down“ (Legt eure Waffe nieder) hatten die Filmschaffenden ein Ende der Polizeigewalt gefordert.

Mohammad Rasoulof, Berlinale-Gewinner von 2020, war am vergangenen Freitag festgenommen worden.Foto: AFP/Rafa Rivas

Jafar Panahi, Regisseur von gefeierten Filmen wie “Offside”, “Dies ist kein Film” und “Closed Curtain”, hatte sich nach eigenen Angaben mit mehreren Hundert Filmschaffenden im Internet nach der Festnahme am Wochenende mit Rasoulof und Aleahmad solidarisiert. Ähnlich wie Rasoulof lässt er sich trotz Zensur den Mund nicht verbieten und hört nicht auf, Filme zu schaffen. Beide, Panahi und Rasoulof, waren 2010 verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, die sie bis heute nicht antreten mussten.

Cannes und die Berlinale protestieren scharf

Der internationale Ruhm der Künstler hatte offenbar lange schützende Wirkung. Man kann nur darüber spekulieren, warum die Behörden nun allen internationalen Protesten zum Trotz unerbittlich gegen die regimekritischen Filmemacher vorgehen. Vielleicht setzen sie darauf, dass sich angesichts der zahlreichen aktuellen Krisen die Aufmerksamkeit weniger auf den Iran richtet.

Das Filmfestival Cannes forderte nun die sofortige Freilassung der drei Regisseure. In einer Mitteilung hieß es, man verurteile die Festnahme sowie die Welle der Repression gegen Künstler im Iran scharf. Auch die Festivalleitung der Berlinale meldete sich erneut zu Wort. Mit Trauer und Entrüstung hätten sie von der Festnahme eines weiteren iranischen Filmemachers erfahren, teilte die Festivalleitung mit. Als Kritiker des iranischen Regimes leide Panahi seit Jahren unter Repressalien.

„Die Verhaftung von Jafar Panahi ist ein weiterer Verstoß gegen die Meinungsfreiheit und Freiheit der Kunst“, teilten Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian mit. „Wir fordern die iranischen Behörden auf, die inhaftierten Filmemacher umgehend auf freien Fuß zu setzen“, schrieben sie in einem Statement.
(chp/dpa)