ARD und ZDF haben höchstens die Holzmedaille verdient
Lassen wir Zahlen sprechen. Eine Folge der ARD-Soap „In aller Freundschaft“ erzielte am Dienstag einen Marktanteil von 15,8 Prozent. Ein erschreckend niedriger Wert, verglichen mit den Olympia-Übertragungen am Nachmittag desselben Tages im ZDF: 25 Prozent Marktanteil für die Leichtathletik.
Gold für Olympia-TV? Dem ARD-Wert stehen 4,23 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer gegenüber, 25 Prozent im Zweiten bedeuten nur 2,72 Millionen Menschen. Der Marktanteil, sprich der Zuschaueranteil aus der Grundgesamtheit an einer einzelnen Sendung, ist nur eine sehr relative Größe, lässt aber die Programmverantwortlichen aufs Siegertreppchen springen.
Wie gesagt, es braucht die Kraft zur Autosuggestion, dass die Öffentlich-Rechtlichen die Einschaltquoten für Tokio 2020 bekränzen. In der wegen des größeren Zeitunterschieds etwas schiefen Perspektive auf die Spiele in Rio sind die Zahlen schlecht, doch auch im Vergleich mit Peking 2008 mit nur einer Stunde Unterschied liegen sie darunter. Diese olympischen Sommerspiele, die es nur gibt, weil sie im Fernsehen übertragen werden, sind kein Quotenhit.
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Was die Sender selbst mitverursacht haben. In der stärksten Einschaltphase des Fernsehens glänzen ARD und ZDF mit spannungsbefreiten Angeboten wie „In aller Freundschaft“. Hier müsste, wie früher üblich, über Zusammenfassungen des Olympia-Tages Werbung für das teuer eingekaufte Event Olympia betrieben werden.
Die Sportchefs von ARD und ZDF argumentieren, derartige Sendungen seien in Zeiten von Social Media und Online nicht mehr zeitgemäß. Was sie nicht sagen, was aber Fakt ist: In den Nachrichtensendungen im Netz gibt es überhaupt keine Bilder aus Tokio, weil die Öffentlich-Rechtlichen dafür keine Rechte eingekauft haben.
Kein Überblick im linearen Fernsehen zur besten Sendezeit, keine Bilder im Nonlinearen – wer mit seinen Pfunden nicht wuchert, der kann Gold, Silber, Bronze vergessen, der hat nur die Holzmedaille verdient.