Am Ende tragen beide Parteien leichte Kratzer davon

„Basta!“ hatte Oliver Kahn gesagt, als Robert Lewandowski seinen Wechselwunsch vor ein paar Wochen in aller Öffentlichkeit dem Verein mitteilte. Nun bestätigte Bayerns Vorstandschef eine Einigung mit dem FC Barcelona, 45 Millionen Euro überweist der hoch verschuldete katalanische Klub dem Vernehmen nach an die Münchner für den 33 Jahre alten Stürmer.

Mit Lewandowski verliert die Bundesliga die Spielerpersönlichkeit des vergangenen Jahrzehnts. Was in Dortmund einst verheißungsvoll begann, setzte der polnische Torjäger bei den Bayern auf noch beeindruckendere Weise fort. Dauer-Torschützenkönig, Torrekord und stets Meister in München. Mehr geht nicht.

Dass er jetzt, im fortgeschrittenen Fußballeralter, noch mal eine andere Liga kennenlernen will und es wohl wenig gebracht hätte, wenn der Verein auf die Erfüllung des noch ein Jahr geltenden Vertrages gepocht hätte, ließ den Wechsel letztlich fast unausweichlich erscheinen.

Auch wenn beide Parteien dabei am Ende leichte Kratzer davon getragen haben. Lewandowski, weil sein Image als Musterprofi einige Dellen bekommen hat und er letztlich seinen Abgang forcierte. Die Münchner wiederum, weil sie zwar „Basta!“ sagten, aber damit letztlich auch nur die Ablösesumme in die Höhe treiben wollten.

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Da mit Erling Haaland zuvor bereits der vermeintliche Lewandowski-Kronprinz Deutschland in Richtung Premier League verlassen hat, gibt es nun ein kleines Stürmer-Vakuum in der Bundesliga. Das muss nicht schlecht sein und verspricht zumindest hier etwas mehr Abwechslung.

Auf der anderen Seite sollte niemand glauben, dass die Meisterfrage nun automatisch ebenfalls offen ist. Die Bayern haben mit Sadio Mané schon nachgelegt, wenn auch nicht unbedingt positionsgetreu. Der Kader ist dennoch allen nationalen Konkurrenten auch ohne einen Lewandowski deutlich überlegen.

Die Bayern bleiben auch ohne Lewandowski klarer Meisterschaftsfavorit

Weiterhin gilt, dass es bei den anderen Bundesliga-Klubs keinen Spieler gibt, der in München einen Stammplatz sicher hätte. Kein Wunder, dass die Bayern deswegen gleich im Ausland nach Verstärkungen suchen und sie in person von Mané in der Offensive schon gefunden haben und womöglich mit Matthijs de Ligt in der Abwehr noch nachlegen.

Und Robert Lewandowski? Hat seinen Willen bekommen und kann nun auch in Barcelona seine Qualitäten zeigen. Wenn die ähnlich wie zuletzt in München zum Tragen kommen, darf sich Barca freuen – und die Bundesliga ihm vielleicht noch eine letzte Träne hinterherweinen.