Durchaus streitbar, aber doch erfolgreich
Über Dirk Zingler kann man vortrefflich streiten. Für die einen handelt der Präsident des 1. FC Union unverantwortlich und weltfremd, wenn er mitten in einer Pandemie von einem vollen Stadion spricht und Pläne für die Wiederzulassung von Zuschauern vorstellt. Für die anderen ist Zingler jemand, der in der momentanen Krise nicht nur abwartet, der anpackt und der die Absurditäten des Fußballgeschäftes auch mal deutlich kritisiert.
Kontrovers war Zingler schon lange vor Corona und ob man seine Art nun sympathisch findet oder nicht, ist Geschmackssache. Über seine sportliche Bilanz lässt sich aber schlecht streiten und so ist es für den Fußball-Bundesligisten aus Köpenick eine gute Nachricht, dass Zingler vom Aufsichtsrat am Mittwoch bis 2025 in seinem Amt bestätigt wurde.
Seit 2004 steht der Logistikunternehmer an der Spitze des Vereins und hat den damals finanziell angeschlagenen Regionalligisten erst konsolidiert und dann Schritt für Schritt nach oben geführt. Einher mit der sportlichen Entwicklung ging eine Modernisierung der Infrastruktur. Der Stadionausbau auf 22.000 Plätze war eine der Grundlagen für den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga im Sommer 2019. Dass der 1. FC Union dort bald in seine dritte Saison geht, hat viel mit der Kontinuität im Verein zu tun.
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Auch für die Zukunft hat Zingler bereits konkrete Pläne. Um Union dauerhaft in der Ersten Liga zu etablieren, wird weiter investiert. Der erneute Stadionausbau stockt zwar, wird aber kommen. Außerdem entsteht ein neues Nachwuchsleistungszentrum. Die wichtigste Errungenschaft der vergangenen Jahre ist aber gänzlich immateriell. Trotz des großen sportlichen Erfolgs, neuer Fans, hoher Erwartungen und der Pandemie ist der Wesenskern des Vereins unverändert geblieben – und das ist auch ein Verdienst Dirk Zinglers.