Album-Tipp: Auf Entdeckungsreise

In der Klassik, heißt es ja oft, würden immer und immer wieder nur dieselben Stücke gespielt. Sicher, es gibt Meisterwerke, an denen man sich gar nicht satthören kann, doch bei genauerem Hinhören bietet die Szene doch eine enorme Vielfalt, zumindest in Berlin. Und dann sind da noch die unzähligen Aufnahmen, durch die so manche zu Unrecht vergessene Partitur von engagierten Interpretinnen neu zur Diskussion gestellt wird.

Die Sopranistin Pia Davila und ihre Klavierpartnerin Linda Leine beispielsweise sind tief in die Notenarchive gestiegen und haben für ihr Album „Irgendwo auf der Welt“ eine umwerfende Auswahl von intelligenten Kunstliedern aus den Jahren 1895 bis 1974 zusammengestellt (erschienen beim Label Es-Dur).

Inspirierende Miniaturen

Ein Ziel des Duos ist es dabei, von den Nazis verfemte Komponistinnen und Komponisten Gehör zu verschaffen. Da sind Werke von kaum bekannten Komponistinnen wie Ilse Weber, Ursula Mamlok und Rosy Wertheim dabei, aber auch berühmte Herren wie Arnold Schönberg und Mischa Spoliansky sowie vergessene wie Oskar Fried und Paul Ben-Haim.

Ernsthaft ist die Auseinandersetzung von Pia Davila und Linda Leine mit diesem dunklen Kapitel der Musikgeschichte, trotzdem kommt das Album aber keineswegs deprimierend daher. Im Gegenteil: Oft geht es keck und lustig zu in diesen Miniaturen, viele Tiere treten auf, von Hühnern und Tauben über Haus- und Raubkatzen bis hin zur Schafsherde. Die Lieder sind nach sechs Kapiteln geordnet: Zwitschern, Rinnen, Schnurren, Ruhen, Trösten und Hoffen. Man kann seine akustischen Entdeckungsreisen also je nach aktueller Stimmungslage starten. Inspirierend! (F.H.)

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