Alba Berlin cruist mit zehntem Sieg in Folge an die Spitze

Es gibt im deutschen Basketball momentan vermutlich nur eine undankbarere Aufgabe, als bei den Seriensiegern von Alba anzutreten: als Absteiger mit enormen Verletzungsproblemen in Berlin aufzulaufen. Die acht tapferen Gießener waren wahrlich nicht zu beneiden am Mittwochabend, hielten anfangs aber exzellent dagegen. Dann passierte allerdings das Unvermeidliche und den Gästen gingen die Kräfte aus. Das 109:80 (30:22, 31:21, 25:17, 23:20) vor 4159 Zuschauern in der Arena am Ostbahnhof war bereits Albas zehnter Sieg in Folge. Damit übernimmt der Titelverteidiger zum ersten Mal in dieser Saison die Tabellenführung in der Bundesliga.

Trainer Israel Gonzalez gönnte Spielmacher Maodo Lo eine Pause und musste neben den bereits länger verletzten Tim Schneider sowie Marcus Eriksson auf den leicht erkrankten Malte Delow verzichten. Dafür rückten die beiden 17 Jahre alten Talente Rikus Schulte und Nils Machowski, Sohn des ehemaligen Nationalspielers Sebastian Machowski, in den Kader. Den bereits als Absteiger feststehenden Gießenern erging es personell jedoch noch schlechter. Aufgrund einiger Verletzungen nahmen nur drei Wechselspieler auf der Bank Platz – und gegen den Berliner Tempobasketball kann das eigentlich nicht gutgehen.

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Gonzalez hatte vor dem Spiel gewarnt, dass ein Gegner wie Gießen, bei dem plötzlich der ganze Druck einer ziemlich missratenen Saison abfällt, durchaus gefährlich sein könne. In den ersten Minuten trat genau das ein. Die Gäste spielten befreit auf, trafen besonders in Person von Bjarne Kraushaar und JD Miller hochprozentig und sahen nicht wie ein Absteiger aus.

Alba hatte das kurzweilige Duell zwar jederzeit im Griff, doch es sah wirklich gut aus, was Gießens Team zeigte. Selbst schwerste Würfe fanden irgendwie den Weg in den Korb und das Publikum quittierte das mit Lauten des Erstaunens. Doch ab Mitte des zweiten Viertels war den Gästen die zunehmende Müdigkeit deutlich anzusehen.

In der Offensive unterliefen den Gießenern nun immer wieder Konzentrationsfehler, sie verdribbelten sich, die Pässe wurden ungenauer, die Würfe zu kurz. In der Defensive kamen sie nun oft einen Schritt zu spät und ermöglichten Alba so sehr freie Würfe. Schon zur Halbzeit hatten mit Jonas Mattisseck, Luke Sikma und Louis Olinde drei Berliner zweistellig gepunktet und besonders der deutsche Guard genoss die Freiheiten. Am Ende pulverisierte Mattisseck seine bisherige Karrierebestmarke mit 19 Punkten und fünf erfolgreichen Dreiern.

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Nach der Halbzeitpause wuchs der Vorsprung nicht mehr so schnell wie in den Minuten zuvor. Das hatte aber weniger mit den Gästen zu tun als mit einer etwas höheren Fehleranfälligkeit bei Alba. Ganz so flüssig liefen nun auch die Berliner Angriffe nicht mehr und die zuvor außergewöhnlich hohe Dreierquote sank leicht. Die Gastgeber wussten natürlich, dass sie dieses Spiel gewinnen würden, und ließen es etwas lockerer angehen.

Für die Zuschauer war das allerdings keine ganz so schlechte Nachricht, weil die Berliner dabei gerne die eine oder andere spektakuläre Aktion einstreuten. So servierte Jaleen Smith dem zuvor glücklosen Ben Lammers die ersten Punkte per Alley-oop, Olinde vollendete im Fastbreak mehrfach per Dunk und Christ Koumadje glänzte mit einem sehenswerten Block. Den größten Applaus bekam aber Machowski, der in seinem zweiten BBL-Einsatz die ersten fünf Punkte seiner noch jungen Karriere erzielte. „Bei so einer super Stimmung in dieser Arena zu spielen, hat richtig viel Spaß gemacht. Danke an den Coach, dass er mich reingeschmissen hat“, sagte Machowski nach seiner Heimpremiere.