Dänemark steht ein emotionaler Abend bevor
Dänemark steht ein emotionaler Fußball-Abend bevor. Fünf Tage nach dem Zusammenbruch ihres besten Spielers Christian Eriksen tritt die dänische Nationalmannschaft im EM-Spiel gegen Belgien zum ersten Mal wieder am Ort dieses Dramas an (Donnerstag, 18.00 Uhr/ZDF und Magenta TV).
Mit dieser Mannschaft fühlt nach all den Szenen der Verzweiflung, des Zusammenhalts und der gegenseitigen Unterstützung am vergangenen Samstag ein ganzes Land mit. Und sie wird in Kopenhagen ein Stadion betreten, in das ausgerechnet zu dieser Partie wieder 25 000 statt der zu Turnierbeginn noch geplanten 15 900 Zuschauer hereingelassen werden.
„Ich weiß, dass Dänemark in allen schwierigen Situationen zusammenhält“, sagte Stürmer Martin Braithwaite. „Und ich habe keine Zweifel, dass es am Donnerstag etwas Besonderes wird. Es wird eine wahnsinnige Unterstützung geben, sie wird uns Spielern helfen.“
[Mit unserem EM-Spielplan 2021 als PDF wissen, wer wann, gegen wen spielt. Einfach hier ausdrucken oder downloaden.]
Der Angreifer des FC Barcelona hatte Tränen in den Augen, als er Sätze wie diese im EM-Quartier des dänischen Teams in Helsingör sagte. Das zeigt genau den „emotionalen Kampf“, von dem auch sein Trainer Kasper Hjulmand sprach: Auf der einen Seite noch immer die Bilder von Eriksens Wiederbelebung verarbeiten zu müssen.
Und auf der anderen Seite ein wichtiges EM-Spiel zu bestreiten, bei dem es nicht nur um so etwas wie die Rückkehr in ein normales Fußballer-Leben geht, sondern auch noch um die Chancen der dänischen Mannschaft, nicht schon frühzeitig bei diesem Turnier auszuscheiden.
„Es hätte auch viel schlimmer enden können“
Dass sich Eriksen mittlerweile mit einem Lächeln aus dem Krankenhaus gemeldet und sich quasi zum ersten Fan seines Teams erklärt hat („Jetzt werde ich bei den nächsten Spielen mit den Jungs des dänischen Teams jubeln. Spielt alle für Dänemark!“), hilft den Dänen ungemein.
„Christian ist hier und es hätte auch viel schlimmer enden können“, sagte Torwart Kasper Schmeichel. „Wir wollen am Donnerstag rausgehen und etwas Außergewöhnliches für Christian leisten. Daraus können wir auch etwas Motivierendes und Positives ziehen.”
Denn schaut man sich nur die sportliche Ausgangslage an, ist die Situation der Dänen schon kompliziert genug. Sie haben ihr erstes Spiel gegen den vermeintlich leichtesten Gruppengegner Finnland verloren (0:1) und müssen darauf nun gegen den definitiv schwersten Gruppengegner Belgien eine Antwort finden.
[Dänemarks Christian Eriksen bricht auf dem Platz zusammen. Ein Kardiologe erklärt die Gefahr für Profis und Amateurfußballer.]
Und das ohne ihren wichtigsten Spieler, der der 29 Jahre alte Eriksen nach vielen Saisons bei Ajax Amsterdam, Tottenham Hotspur und Inter Mailand nun einmal ist. „Niemand kann Christian ersetzen. Das ist unmöglich“, sagte Hjulmand. „Christian ist das Herz unseres Teams. Den Rhythmus, den er uns normalerweise gibt, müssen wir jetzt anders finden.“
Die Dänen haben zwar nach wie vor zwei starke Innenverteidiger (Christensen, Kjaer), zwei wertvolle Zuarbeiter im Mittelfeld (Höjbjerg, Delanay) und zwei fleißige Außenstürmer (Braithwaite, Poulsen). Aber es fehlt der Mann, der all diese Elemente miteinander verbindet und das Spiel lenkt. Das dänische Team ist von Eriksen beinahe so abhängig wie das polnische von Robert Lewandowski oder das kroatische vom ehemaligen Weltfußballer Luka Modric.
Die Hoffnung der Dänen ist, dass ihr Teamgeist und die Unterstützung der Zuschauer sie über alles hinweg trägt, was zuletzt passiert ist. „Fußball hat eine große Kraft“, sagte Trainer Hjulmand. (dpa)