Eine ganz und gar tragische Notlage: Raphaël Pichon dirigiert Bachs h-Moll-Messe

Mit einem Schrei, dem Ausdruck einer „ganz und gar tragischen Notlage“, beginnt Bachs Messe h-Moll in den Ohren von Raphaël Pichon. Der 41-jährige Dirigent aus Paris eilt gerade von Triumph zu Triumph, mit seinem Ensemble Pygmalion gehört er zu den eindrücklichsten Stimmen der Alten Musik. Seine Suche nach Ausdruck macht an Epochengrenzen aber nicht halt, wie seine aktuelle Einspielung von Brahms‘ Deutschem Requiem unterstreicht. Die Sehnsucht nach Trost ist allgegenwärtig. Pichon entdeckt ihn in einem gleichberechtigten Zusammenspiel von Stimmen und Instrumenten, dem Mut zu Freiräumen und einer Absage an bloße Größe. „Der Klang muss wie das Leben sein – und das Leben ist extrem“, lautet sein Credo.