„Ich würde warten, bis die Hölle zufriert“: Wie Rock-Veteran Neil Young zum Comic-Autor wurde
Der Teufel spielt Mundharmonika. Er trägt eine coole, rot-schwarze Cowboy-Kluft, kann durch Wände gehen und sieht mit seinem breiten Hut und den fetten Koteletten ein bisschen aus wie Neil Young in seinen jungen Jahren. Das ist hübsch selbstreferentiell, denn die Graphic Novel „Greendale“, in der der diabolische Mundharmonikaspieler sein Unwesen treibt, basiert auf einer Idee Youngs und wurde von dem Musiker zusammen mit einem professionellen Comic-Team geschaffen.
Am 12. November wird Young, der mit Hits wie „Heart of Gold“ und „Rockin’ in the Free World“ international Erfolg hatte, 80 Jahre alt. Dass zu seinem Oeuvre neben zahlreichen Songs der Genres Folk, Rock, Country und Grunge auch ein Comic gehört, dürfte nicht allen seinen Fans bekannt sein.
Am Anfang stand „Greendale“, das Konzeptalbum von 2003. Es folgten „Greendale“, die Tour, „Greendale“, der Film und „Greendale“, das Buch. 2010 kam dann „Greendale“, die Graphic Novel hinzu. In dem Buch, das 2013 auch auf Deutsch erschienen ist, werden wie in den anderen Werken die lose miteinander verbundenen Geschichten der Einwohner des titelgebenden, von Young erfundenen nordkalifornischen Städtchens erzählt.

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Gute Menschen, böse Mächte
Im Kern geht es darum, wie die Menschen dort ein gutes Leben im Einklang mit ihren Nächsten und der Natur leben wollen – und wie doch immer wieder böse Mächte ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. So auch am Vorabend des Irakkriegs 2003, als das idyllische Leben in Greendale mal wieder aus der Bahn zu geraten droht.
Der Comic zum Album? Das klingt auf den ersten Blick wie ein weiterer kalkulierter Merchandising-Versuch à la Der Comic zum Blockbuster XY. Ist es aber nicht.

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Rockmusik und politisches Engagement gehören für ihn zusammen: Der kanadische Musiker Neil Young, der seit einigen Jahren auch die US-Staatsbürgerschaft besitzt, kritisiert US-Präsident Donald Trump scharf und engagiert sich für eine sozial gerechte und umweltverträgliche Welt.
Am 12. November wird der Musiker, der mit Songs wie „Heart of Gold“, „Like A Hurricane“, „Helpless“ oder „Rockin’ in the Free World“ weltweit bekannt wurde, 80 Jahre alt. Zuletzt war Young in den vergangenen Monaten mit seiner neuen Band „The Chrome Hearts“ in den USA und Kanada auf einer „Love Earth World Tour“ unterwegs, im Juni hatte er sein jüngstes Album „Talking To The Trees“ veröffentlicht.
Dieser Artikel über „Greendale“ wurde erstmals 2010 im Tagesspiegel veröffentlicht und jetzt aus aktuellem Anlass überarbeitet. (epd/Tsp)
Nachdem ihm anfangs mitgeteilt worden war, dass Chiang vorerst keine Zeit für neue Aufträge haben würde, nahm Young die Sache selbst in die Hand. „Ich fand seine Website und schickte ihm eine E-Mail, in der ich ihm mitteilte, dass ich warten würde, bis die Hölle zufriert“, erzählte er der „New York Times“. Dass es unbedingt Cliff Chiang sein sollte, der seinen Comic illustriert, begründete Young damals mit dem „offenen, klaren Stil“ des Künstlers, den er sehr schätze.
Den meisten Austausch hatte Young aber nach eigener Aussage mit Dysart, wie auch der Szenarist damals der „New York Times“ erzählte: „Wann immer er in L.A. war, habe ich mich mit ihm getroffen“, sagte Dysart über die Kooperation mit Young. Es gab mehrere Runden, in denen die beiden das Skript des Buches gemeinsam überarbeitet hätten. Neil Young war aus Dysarts Sicht ein „phänomenaler Kooperationspartner“.
Eine Spur der Gewalt
Im Mittelpunkt des Comics steht, wie auch in einigen Songs des „Greendale“-Albums, eine junge Frau namens Sun Green, die ein inniges Verhältnis zur Natur und das Wesen eines Engels hat. Während ihre Regierung im Frühjahr 2003 unter fadenscheinigen Gründen einen Bombenkrieg auf ein Land am anderen Ende der Welt beginnt, sieht diese Sun Green, dass sich auch daheim etwas Unheilvolles zusammenbraut.
Der besagte diabolische Fremde taucht in Greendale auf und hinterlässt eine Spur der Gewalt. Allerdings bekommt kaum einer der Bewohner mit, wer hinter den Vorgängen steckt, lediglich Sun Green kann den Eindringling sehen – und nach einem harten Kampf mit weltlichen und überirdischen Mächten vorübergehend stoppen.
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Dysart und Chiang schaffen es mit ihrem klaren, aufgeräumten und doch Emotionen vermittelnden Zeichen- und Erzählstil, die handelnden Personen und ihre Motive gut herauszuarbeiten. Die von Dave Stewart kolorierten Bilderfolgen zeichnet ein verblasster Vintage-Look aus, der gut zur Story passt.. Vor allem durch die knappen Dialoge und die oft wortlose, sensibel vermittelte Interaktion zwischen den Hauptfiguren entwickelt die Geschichte eine Sogwirkung, der man sich schwer entziehen kann.
Nach und nach wird das Geheimnis, das Sun Green und vor allem die Frauen ihrer Familie umgibt, aufgedeckt. Während Tod und Verderben an Einfluss zu gewinnen scheinen, bekommen auch die durch Sun und ihre Ahnen repräsentierten Kräfte des Guten zunehmend Auftrieb. Am Ende erscheint ein Happy End zumindest denkbar.