Die wichtigsten Kinostarts der Woche: Diane Kruger auf „Amrum“, Atomraketen und Blutfontänen

Ein Krieg geht zu Ende, ein anderer droht loszubrechen. Fatih Akin verfilmt mit „Amrum“ die Kriegskindheit von Hark Bohm auf der Nordseeinsel. In Kathryn Bigelows „A House Of Dynamite“ rast eine Atomrakete auf Chicago zu und die Regisseurin beweist sich einmal mehr als Virtuosin des Ausnahmezustands. Eine durchgeknallte und blutige Hommage an das Agentenkino der Sechziger ist „Reflection in a Dead Diamond“. Welche Filme sonst noch wichtig sind, lesen Sie hier.

1 Amrum

Nordsee ist Mordsee. Das erlebt Nanning in einer mondhellen Nacht, als er über den Kniepsand stromert, um Treibholz zu sammeln. Da liegt ein britischer Fallschirmspringer am Strand, vom Meer angeschwemmt. Mausetot, die Augen von Möwen rausgehackt.

„Nordsee ist Mordsee“ heißt ein Klassiker des Filmemachers Hark Bohm, dessen 2024 als Roman erschienene, autobiografische Erinnerungen an die Kriegskindheit auf Amrum Fatih Akin verfilmt hat. Im Vorspann wird ein „Hark Bohm Film von Fatih Akin“ angekündigt, was die Temperatur der Coming-of-Age-Geschichte gut beschreibt.

Die eine Woche im Frühjahr 1945, die das Drama erzählt, ist atmosphärisch dicht, aber ausgesprochen zurückhaltend inszeniert. Bei Fatih Akin geht es sonst hitziger zu. Seinem alten Hamburger Freund und Mentor zuliebe, der auch die Drehbücher zu „Tschick“ und „Aus dem Nichts“ mitgeschrieben hat, hat er sich Bohms neorealistisch inspiriertem Regiestil angenähert.

Der Film wird so zur Hommage – an den Filmemacherkollegen und an die Insel. Jasper Billerbeck ist als nachdenklicher, zupackender Junge, in dessen Zügen sich die Zweifel des Erwachsenwerdens spiegeln, eine Idealbesetzung. (Gunda Bartels)

2 Kontinental ‘25

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Eine Atomrakete, gezündet von einem unbekannten Aggressor (oder war es ein Unfall?), rast Richtung Amerika. Das Ziel: Chicago. Es bleibt kaum Zeit für eine angemessene Reaktion. Aber gegen wen soll man zurückschlagen?

Action-Spezialistin Bigelow kehrt zurück zu ihrem vertrauten Thema der amerikanischen Institutionen Militär und Geheimdienst. Die 73-Jährige, die mit dem Irak-Kriegsdrama „The Hurt Locker“ 2009 als erste Regisseurin den Oscar gewann, beweist sich erneut als Virtuosin des Ausnahmezustands. Wie nur wenige in Hollywood beherrscht sie die Kunst der ökonomischen Verknappung von Raum und Zeit.

In gerade mal 18 Minuten spielt sich die Handlung ab, zweimal setzt der Film neu an, aus anderer Perspektive, mit neuem Personal. So kreist Bigelow um ein präzise umrissenes, dokumentarisch anmutendes Szenario, das eine drohende globale Katastrophe auf eine schnelle Abfolge von Entscheidungen reduziert.

Sidney Lumets Kalter-Kriegs-Klassiker „Angriffsziel Moskau“ (1964) steht Pate für Bigelows frivoles Gedankenspiel mit der Angstlust. Und wieder müssen die Amerikaner realisieren, dass sie für einen atomaren Zwischenfall nicht gut aufgestellt sind. (Andreas Busche)

4 Reflection in a Dead Diamond

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Auch in diesem Sequel ist die Handlung, die zwischen Realität und zwei Paralleluniversen hin und her zappt, kompliziert, aber keineswegs komplex. Immerhin ist der Diskurs über Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz, der schon im Original aus dem Jahre 1982 angelegt war, heute aktueller denn je. Die beiden Grundfragen – Was passiert, wenn die KI in falsche Hände gerät?

Was, wenn sich die überlegene Technik gegen die Menschheit wendet? – behandelt „Tron: Ares“ gleichzeitig auf dystopische wie optimistische Weise. Zwar versucht Bösewicht Dillinger (Evan Peters) die Technologie für eine kriegerische Zerstörung der Welt einzusetzen.

Aber das künstlich-intelligente Wesen Ares (Jared Leto) entwickelt sich schon bald eigenständig vom bloßen Befehlsempfänger zu einem Programm mit Gewissen, Empathie und Gefühl. Um die Menschwerdung seines KI-Helden herum inszeniert Regisseur Joachim Rønning („Maleficent 2“) ein hochstilisiertes Action-Feuerwerk. Wie in den Vorgängern bestimmt auch hier das Design das Bewusstsein des Films, der eher zum Eintauchen als zum Nachdenken einlädt. (Martin Schwickert)

6 Stolz & Eigensinn

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