Rechtsphilosoph Bernhard Schlink im Gespräch: „Das Völkerrecht ist nicht zahnlos, hat aber auch kein kräftiges Gebiss“

Herr Schlink, im kommenden Jahr veröffentlichen Sie bei Diogenes einen Text mit dem Titel „Gerechtigkeit“. Im Zentrum steht der Begriff der Gerechtigkeitsarbeit. Wie schwer ist es zu vermitteln, dass Gerechtigkeit kein dauerhafter Zustand ist, sondern ständige Flickschusterei in einer ungerechten Welt?
Die Gerechtigkeitserwartungen gehen über das, was an Gerechtigkeit zu erreichen ist, oft weit hinaus. Das gilt im Alltag, aber auch in der Philosophie. Es gibt heute philosophische Entwürfe, die Gerechtigkeit und Demokratie ideal zusammendenken – ohne Sinn für das kleinteilige Bemühen um Gerechtigkeit.