Comic-Besteller mit Ansage: Die Asterix-und-Obelix-Maschine
Die Vorbereitungen für diesen Tag erinnern mit ihrer strikten Choreografie ein wenig an die ausgefeilten Angriffspläne der römischen Besatzungstruppen im Jahr 50 v. Chr., wenn die mal wieder einen Vorstoß auf die Siedlung der wehrhaften Gallier wagen. Allerdings geht es 2075 Jahre später nicht um den Kampf gegen ein paar durch Zaubertrank gestärkte Dorfbewohner mithilfe der Schildkrötenpanzer-Taktik, sondern um Verkaufszahlen und die Markenpflege der wohl populärsten Comicreihe Europas.
Die Marken „Asterix“ und „Obelix“ sind offiziell als solche eingetragen, alle zwei Jahre erreichen sie einen Zenit ihres Marktwerts, wenn im Herbst wieder ein neues Comic-Album mit den Abenteuern der rauflustigen Gallier in Millionenauflage erscheint. Am 23. Oktober 2025 kommt das nach offizieller Zählung 41. Asterix-Album in den Handel: „Asterix in Lusitanien“.
Die weltweite Gesamtauflage liegt im siebenstelligen Bereich, wie bereits beim 2023 erschienenen 40. Album „Die weiße Iris“ sind es nach Verlagsangaben auch in diesem Jahr wieder fünf Millionen Exemplare. Davon entfallen allein etwa 1,7 Millionen Exemplare auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Im deutschsprachigen Raum gibt es neben Frankreich die meisten Fans der Reihe.

© ASTERIX ® OBELIX ® IDEFIX ® / © 2025 HACHETTE LIVRE / GOSCINNY – UDERZO
Nichts wird dem Zufall überlassen
Für die Inhaber der Urheberrechte – die beiden Töchter der 1977 und 2020 gestorbenen Asterix-Schöpfer René Goscinny und Albert Uderzo sowie den französischen Verlag Hachette – ein Millionengeschäft, bei dem nichts dem Zufall überlassen wird. Dazu gehört auch, dass bis zum offiziellen Verkaufsstart inhaltliche Informationen nur in kleinen, zeitlich exakt geplanten Dosen verabreicht werden.
Die Marketing-Maschine der Asterix-Truppen läuft bereits ein gutes halbes Jahr. Mitte März 2025 verschickte der Egmont-Ehapa-Verlag die erste Pressemitteilung dazu. Das in Berlin-Kreuzberg sitzende Unternehmen ist der deutsche Verlag der Reihe. „Beim Teutates! Jetzt ist es raus: Das 41. Asterix-Abenteuer heißt ‘Asterix in Lusitanien’“, heißt es in der Ankündigung.

© ASTERIX ® OBELIX ® IDEFIX ® / © 2025 HACHETTE LIVRE / GOSCINNY – UDERZO
Die größte Herausforderung bei der Übertragung eines neuen Asterix-Albums ins Deutsche seien jedes Mal die Wortspiele und französischen Eigenheiten, erklärt der Verleger. „Das ist manchmal unübersetzbar und der Übersetzer muss sich etwas komplett Neues einfallen lassen, das aber den Story-Rahmen nicht verändern darf.“ Auch die Textmenge sei herausfordernd, weil man bei Comics ja einen begrenzten Platz für Buchstaben habe: „Deutsch ist ungefähr ein Drittel umfangreicher, die Sprechblasen werden aber nicht größer.“
In der Tradition von René Goscinny und Albert Uderzo
Einige Wochen vor dem Erscheinen des neuen Albums nimmt dann die Frequenz der Pressemeldungen spürbar zu. Am 12. September trifft in den Redaktionen eine weitere E-Mail des Egmont-Verlages ein, Betreffzeile: „Asterix und Obelix checken die Reisepässe – 41 Tage bis zum 41. Abenteuer!“ Inhaltlich gibt es zum neuen Album nicht viel Neues. Dafür warme Worte von Asterix-Verleger Wolf Stegmann.

© Egmont Ehapa Media Asterix® – Obelix® – Idefix® / 2023 Hachette Livre/ Goscinny – Uderzo
Zeichner Didier Conrad wird mit diesen zwei Sätzen zitiert: „Zu sehen ist eine typische portugiesische Straße, gespickt mit landestypischen Anspielungen. Die Farben sind warm und einladend, ganz so, wie man es aus dem Mittelmeerraum kennt.“
Einen eigenen Eindruck von dem Album können sich Journalistinnen und Journalisten erst kurz vor dem Verkaufsstart machen. Die Spielregeln in der letzten Phase sind besonders streng, die Strafen bei Missachtung drakonisch. Ein bisschen erinnert das an das legendäre Käsefondue-Gelage im Album „Asterix bei den Schweizern“, wo Teilnehmer, denen das Brot in die Käsesuppe fällt, unter Gejohle in den See geworfen werden.
Journalisten und Händlern drohen 5100 Euro Strafe
Vor Erscheinen des Bandes „Die weiße Iris“ mussten Journalisten sowie Buch-, Zeitschriften- und Comic-Händler dem Egmont-Ehapa-Verlag eine schriftliche Geheimhaltungserklärung abgeben, um an das neue Album heranzukommen. Demnach darf man vor null Uhr des Erscheinungstages nichts über den Inhalt verraten, das nicht der Verlag von sich aus vorher schon verkündet hat. Sollte doch mal jemand vorab etwas ausplaudern oder in Läden ein Album zu früh auf dem Büchertisch landen, drohen die Franzosen mit hohen Strafzahlungen: 5100 Euro pro Band.
Die aktuellen Bestseller-Listen lassen erahnen, dass die Asterix-Rechteinhaber auch diesmal mit ihrer Strategie wieder mehr Erfolg haben als die römischen Truppen in ihrem Kampf gegen die unbeugsamen Gallier. Bereits lange vor dem Verkaufsstart findet sich „Die weiße Iris“ auf den Spitzenplätzen der Amazon-Bestseller-Listen.
So steht das Album am 15. September 2025 auf dem ersten Platz in der Kategorie „Bestseller in Frankobelgische Comics“, auf Platz 2 in der Manga-Bestsellerliste (auch wenn es gar kein Manga ist) sowie auf Platz 70 der allgemeinen Bücher-Bestsellerliste.
Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel wurde 2023 zum ersten Mal veröffentlicht und nun um Informationen zum neuen Asterix-Album ergänzt und neu publiziert.