TV-Dokumentation „Das Srebrenica Tape“: Botschaften eines Todgeweihten

Ein Mädchen mit hellblonden Haaren tanzt mit seinen Freundinnen durch die Wohnung, albert mit ihnen vor dem Fernseher herum, spielt im Garten. Homevideo-Aufnahmen vom Beginn der Neunziger, wie sie Eltern auf der ganzen Welt hunderttausendfach von ihren Kindern gemacht haben.

Diese stammt aus der ostbosnischen Stadt Srebrenica. Das blonde Mädchen heißt Alisa, sie ist die Tochter einer Serbin und eines Bosniaken. In Jugoslawien nichts Besonderes, doch als 1992 der Krieg in Bosnien und Herzegowina beginnt, teilt sich plötzlich alles anhand dieser Zugehörigkeiten auf.

Die Eltern bringen die neunjährige Alisa zu ihrer Großmutter ins serbische Ljubovija, das nur 16 Kilometer entfernt liegt. Sie selber bleiben in der Stadt, die ab 1993 von der UN zu einer Schutzzone erklärt wird und mit rund 40.000 Geflüchteten bald völlig überfüllt ist.

Den dortigen Alltag dokumentiert Alisas Vater Sejfudin, genannt Sejfo, für seine Tochter. Jetzt, wo er sie nicht mehr filmen kann, will er ihr wenigstens einen Gruß per Videokassette zukommen lassen. Ausschnitte aus seinem insgesamt vierstündigen Film sind nun das Herzstück von Chiara Sambuchis TV-Dokumentation „Das Srebrenica Tape – Liebesbotschaft aus dem Krieg“.

Die immer noch hellblonde Alisa hat die Kassette bekommen und sich 30 Jahre später entschlossen, in ihre Geburtsstadt zurückzukehren, um nach Sejfos Spuren zu suchen. Nicht mehr viele erinnern sich an ihn, doch als sie mit seinem Freund Gero das Tape anschaut, ist das einer von vielen bewegenden Momenten dieser sehenswerten Fernsehdokumentation.

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