Lygia Clark in der Neuen Nationalgalerie: Wenn ein Gummiband die Sinne weckt

Als Lygia Clark sich in den 1970er Jahren von der Kunst im üblichen Sinne – von der klassischen Malerei ohnehin längst, aber auch von der Skulptur, wie man sie kennt – zu verabschieden begann, brachen alte Weggefährten mit ihr. Für sie war Clarks Praxis nur noch Psychologie und mentale Heilung, keine richtige Kunst mehr.

Sie selbst dürfte damit durchaus einverstanden gewesen sein, hat sie doch später über sich selbst gesagt: „Ich glaube wirklich, dass ich auf die Welt gekommen bin, um zu helfen.“ Ausgestellt hat die Brasilianerin dennoch weiterhin und wurde zwei Jahre vor ihrem Tod 1988 mit einer Retrospektive in ihrer Heimat gefeiert, wo sie bis heute als eine der Großen gilt.

Die Aufspaltung in zwei Teile eines der wohl spannendsten Oeuvres, das es in Europa gerade wiederzuentdecken gibt, könnte beim Publikum erneut passieren. Und wieder dürfte es Begeisterung für den ersten geben, Befremden über den zweiten. Auch die chronologisch aufgebaute Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie teilt sich ziemlich genau in zwei Ausstellungshälften.

Matratzen-Lager mit Styroporkugeln

Die erste zeigt Gemälde an der Wand, führt an Podesten und Vitrinen vorbei, die zweite öffnet sich in die seelischen Sphären, ein vages Gemeinschaftsgefühl. Sie müsste in Zeiten von Awareness und Mitmachkunst eigentlich zu den beliebteren gehören. Es kommt allerdings auch auf die Uhrzeit an.

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Nur vereinzelt findet Clarks Methode heute noch in Brasilien Anwendung, eine Schule entstand daraus nicht. Gut möglich, dass ihre Methode für die Psychoanalyse immer noch zu rasant ist und sich deshalb nicht etablieren konnte. Der Kunstbetrieb hält endlich wieder Schritt mit ihr.