Verfrüht, folgenschwer oder gar kriminell: Denkwürdige Platzstürme im Fußball

Der Hamburger SV ist nach sieben Jahren zurück in der Fußball-Bundesliga. Ein Aufstieg ohne Platzsturm ist mittlerweile kaum noch vorstellbar und so drängten auch im Volksparkstadion nach Abpfiff Tausende Fans auf den Rasen. Es wurde gesungen, gefeiert und getrunken, allerdings gab es auch unschöne Szenen. Laut einem Feuerwehrsprecher mussten infolge der Aufstiegsparty 44 Menschen medizinisch versorgt werden, 20 wurden schwer verletzt, ein Mann kam mit lebensbedrohlichen Verletzungen ins Krankenhaus.

Es ist ein schmaler Grat zwischen ausgelassener Feier, drohenden sportlichen Konsequenzen und gefährlicher Eskalation. Das zeigen auch etliche Beispiele aus der Vergangenheit.


Relegation zwischen Düsseldorf und Hertha – 2012

Das Rückspiel zwischen Düsseldorf und Hertha stand kurz vor dem Abbruch und beschäftigte anschließend die Sportgerichte.

© imago/DeFodi

Das Relegationsrückspiel zwischen dem damaligen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC beschäftigte das Sportgericht noch lange. Nach dem 2:1 der Fortuna im Hinspiel im Berliner Olympiastadion eskalierte die Situation im Rückspiel.

Beide Fanlager warfen schon früh in der zweiten Hälfte Bengalos auf den Rasen und brachten das Spiel an den Rand des Abbruchs. In der Schlussphase drängten beim Stand von 2:1 immer mehr Düsseldorfer Fans in den Innenraum und etwa anderthalb Minuten vor dem Ende der siebenminütigen Nachspielzeit stürmten mehrere Hundert Fortuna-Anhänger das Spielfeld, vermutlich hatten sie einen Foulpfiff für das Spielende gehalten. Sie zündeten weitere Bengalos, rissen Teile des Rasens und eine Eckfahne heraus.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Schiedsrichter und Mannschaften flohen in die Kabinen, das Spiel wurde nach langer Unterbrechung zu Ende geführt. Anschließend gab es Auseinandersetzungen zwischen den Teams, auch Schiedsrichter Wolfgang Stark soll beleidigt und attackiert worden sein. Hertha BSC legte Einspruch gegen die Wertung des Spiels ein, vergeblich.

Der Berliner Linksverteidiger Lewan Kobiaschwili wurde bis zum Jahresende gesperrt, er soll Schiedsrichter Stark einen Faustschlag in den Nacken versetzt haben. Zusätzlich zahlte er eine Geldstrafe in Höhe von 60.000 Euro. Gegen die Fortuna wurde für die ersten beiden Heimspiele der Folgesaison ein teilweiser Zuschauerausschluss verhängt.


Roda Kerkrade ergeht es wie Schalke 04 – 2024

Roda Kerkrade feierte wegen eines Missverständnisses zu früh und verspielte den Aufstieg am letzten Spieltag.

© dpa/Marcel van Hoorn

In Kerkrade gab es weder Verletzte noch ein großes sportgerichtliches Nachspiel, aber ein menschliches Drama für Tausende Fans. Am vorletzten Spieltag der Saison 2023/24 befand sich Roda Kerkrade im Fernduell mit dem FC Groningen um den Aufstieg in die niederländische Eredivisie. Kerkrade gewann 2:0 gegen Cambuur Leeuwarden und wartete auf Nachrichten vom parallel stattfindenden Spiel zwischen Groningen und Telstar Velsen.

In der fünften Minute der Nachspielzeit fiel dort der 1:1-Ausgleich – und das Unheil nahm seinen Lauf. Kerkrades Stadionsprecher sagte fälschlicherweise durch, dass Velsen das 2:1 erzielt hätte. Damit wäre Roda der Aufstieg nicht mehr zu nehmen gewesen. Die Fans stürmten auf das Spielfeld und feierten. Bis sie wie 2001 die Anhänger von Schalke 04 mitbekamen, dass es dafür noch gar keinen Grund gab.